boy2girl

Titel: boy2girl
Reihe: Nein - Einzelband
Sprache: Deutsch
Autor:  Trence Blacker
Verlag: Gulliver
 Genre: Jugendbuch
ISBN: 978-3-4077-8973-0
Preis: 8,95 $ (D) Taschenbuch
Seiten: 283
empfohlenes Alter: ab 12 Jahren
Erschienen: 4. Juni 2019

Eine heiße Nummer. Alle Typen haben geguckt und die meisten haben so ziemlich dasselbe gedacht. Na, was haben wir denn hier?



Matts Leben in London wird erschüttert, als seine Eltern den Cousin Sam aus den USA bei sich aufnehmen. Sam ist 13, wie Matt, aber scharfzüngig und anstrengend. Eine Mutprobe wird ihn schon ruhigstellen, denken Matt und seine Freunde: Sam soll sich in der ersten Woche als Mädchen in der Schule vorstellen. Entsetzt stellen sie fest, dass Sam die Mutprobe nicht nur annimmt, sondern sie mit Bravour zu bestehen scheint. Dann taucht auch noch sein krimineller Vater in London auf. Gut, dass Sam jetzt wenigstens weiß, wer er sein will!


  Obwohl das Cover eher einfach gehalten ist finde ich es total ansprechend. Ich glaube alleine durch das Männchen - darf man dazu Toilettenmännchen sagen? Mich jedenfalls erinnert es genau an diese Figur auf den Kloschildern - mit dem Rock ist toll! Dazu die Farben. Bunt. Quitschig. Ein wenig aufgedreht und doch in den typischen Jungs- und Mädchenfarben gehalten.

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Die zwei englischen Cover finde ich aber auch witzig. Damit hätte ich auch leben können. *hihi*



Erster Satz - Ich möchte, dass ihr euch genau einprägt, wie Sam Lopez aussah, als er zum ersten Mal bei uns vor der Tür stand.

Als Sam in Matts leben rauscht, ist er launisch, ungehobelt und hat den Tod seiner Mutter nicht verarbeitet. Er spielt sich auf, versucht mit der kriminellen Geschichte seines Vaters zu prahlen und zu zeigen wie hart er ist.
Erst sind Sams Freunde beeindruckt, dann eskaliert das ganze. Um seine Reihe zu beweisen und in der Hoffnung ihn loszuwerden, verdonnern Matt, Jack und Tyrone ihn zu einer Mutprobe. Eine Woche lang soll er als Mädchen in die Schule gehen, sich unter die anderen Mischen und Chaos bei den "Zicken" stiften.
Alles klappt.
Zu gut.
Denn Sam scheint sich in seiner neuen Rolle unerwartet wohl zu fühlen. Und damit beginnen die Schwierigkeiten erst.

 Dieses Buch hat es geschafft einen interessanten Spagat zwischen Humor und Ernsthaftigkeit hinzubekommen. Dabei darf man es allerdings nicht 100%ig ernst nehmen. Es legt keinen Wert auf absolute Korrektheit und gut manche mögen sich vielleicht daran aufreiben das es nicht möglich wäre sich, als Achtklässler als ein Mädchen aufzugeben. Allerdings, wenn ich da so an meine Schulzeit zurückdenke, da gäbe es schon ein paar sehr zierliche Jungs. Wie die wohl im Rock ausgesehen hätten? *Lacht*
Aber die Ernsthaftigkeit in der Gefühlswelt, gerade ins Sams, hat mir gut gefallen. So steckt in diesem Buch mehr als man auf den ersten Blick meinen mag. Denn unter dem Humor liegt eine zarte Wahrheit, nach der man nur greifen muss.



Der Hauptakeuer in diesem Buch ist sicherlich Sam. Der Tod seiner Mutter ist kaum ein paar Tage her, da findet er sich schon in einem neuen Leben, einer neuen Stadt und in einer neuen Familie. Und trotz seiner großen Klappe wird schnell klar dieser Junge hat große Probleme. So wundert es mich auch nicht das er sich in seiner neuen Rolle ziemlich wohlfühlt. Plötzlich trägt er eine undurchschaubare Maske. Ist jemand anders. Und das genießt er.
Sein Cousin Matt mit seinen Freunden haben anfangs eher ihre Probleme mit der Tatsache das Sam sich so wohlfühlt. Mir gefällt aber das sie nach und nach offener und aufmerksamer werden und merken was in Sam vorgeht. Was er für Probleme hat und das auch ihr verhalten gegenüber den Mädchen eigentlich echt dumm ist.

ICH GEBE MIR GRÖSSTE MÜHE,  ABER LEIDER IST MEIN SOHN EIN KOMPLETTER VERSSAGER.


Die Mädchengruppe und um Elena, Zia und Charley sind da selbe Spiel. Sie raffen sich zusammen, sind gute Freunde aber teilweise auch sehr Oberflächig in ihrem Verhalten. Gerade Elena sieht nur selten wirklich über ihren Tellerrand. Sams auftauchen wirbelt auch die beziehungen der Mädels ganz schön durcheinander. Ich mag den Wandel den dir Gruppe in den paar Tagen absolvieren. 

Neben unseren Jugendlichen werden aber die Eltern näher beleuchtet und auch wenn es vielleicht ein manchmal etwas übertrieben ist, denke ich das auch viele Kinder unter ihren Eltern leiden. Eltern, denen es nicht passt das ihre Kinder nicht so gut in der Schule sind, die "falschen" Freunde haben, sich nicht für die Tochter des reichen Anwalts interessiert. Die ihre Kinder versuchen in einen Kasten zu packen, um das zu erreichen, was sie selber nicht geschafft haben. Oder die unter der Trennung der Eltern leiden und wo die Mutter die Wut auf den Vater in den Sohn hineinprojiziert.
Diese Kinder sind alleine.
Und das greift das Buch auch toll auf, indem immer wieder ein Switch in diese oder jene Richtung unternommen wird. Gefällt mir und gibt dem Buch tiefe.

 Dieses Buch hat es wohl nicht grundlos in die Riege der nicht ganz so angestaubten Schullektüren geschafft. Und nun da ich es auch gelesen habe, abseits jeglicher Schulverbindung ^^, muss ich sagen es ist wirklich nicht schlecht. Nicht so anspruchsvoll das man um vier Ecken denken muss, um Szenen zu analysieren und durch den lockeren Stil auch sehr gut zu lesen. Es greift die Probleme von Schülern, Lehrern und Eltern gleichermaßen auf und legt den Finger genau auf die Dinge, die nicht richtig sind. Denn es gibt Lehrer die ihre Lieblingsschüler weniger streng behandeln. Es gibt Eltern die ihre Kinder unglaublich unter Druck setzen und es gibt Schüler die auf den ersten Blick nach ärger suchen und doch nur um Hilfe schreien, weil sie nicht zurechtkommen in dieser Welt.
Hier fällt alles in einen Topf und wird eine brodelnde Masse, die mich mitgezogen hat. Jeder der in der Schule war, egal welche Schulform, wird einige Szenen wiedererkennen. Es ist gar nicht anders möglich. Damit greift es ins direkte Leben und weckt auch den Mut auf Missstände aufmerksam zu machen.

Alles in allem eine tolle Schullektüre die von den jungen Lesern nicht einfach aus genau dem Grund mit einem Naserümpfen betrachtet werden sollte. Denn auch Schullektüren können viel Spaß machen. Das hängt vom Lehrer, der Lektüre selbst aber auch der eigenen Offenheit ab.
In diesem Sinne. Nur Mut.


 Eine frische, humorvolle Schullektüre mit mehr als nur einem Funken Wahrheit.
6 von 6 mögliche Krümeltörtchen für ein Buch das für mich gerne hätte noch länger sein dürfen.

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