Der Stor

Titel: Der Store
englischerTitel:  The Store
Reihe: Nein - Einzelband
Sprache: Deutsch
Autor:  Rob Hart
Verlag: Heyne
 Genre: Roman
ISBN: 978-3--4532-7230-9
Preis: 22,00 $ (D) Hardcover
Seiten: 592
empfohlenes Alter: ab 17 Jahren
Erschienen: 2. September 2019
Leseprobe

 
Paxton drängte sich nach vorn auf den mittleren Eingang zu. Die letzten paar Schritte rannte er beinahe. Als er eintrat, schlugen hinter ihm weitere Türen zu. Die Sonne verschwand, und kühle Luft hüllte ihn an. Sie fühlte sich wie ein Kuss an.




Du bekommst alles im Store.
Aber es hat seinen Preis.

Der Store liefert alles. Überallhin. Der Store ist Familie. Der Store schafft Arbeit und weiß, was wir zum Leben brauchen. Aber alles hat seinen Preis.

Paxton und Zinnia lernen sich bei Cloud kennen, dem weltgrößten Onlinestore. Paxton hat dort eine Anstellung als Security-Mann gefunden, nachdem sein Unternehmen ausgerechnet von Cloud zerstört wurde. Zinnia arbeitet in den Lagerhallen und sammelt Waren für den Versand ein. Das Leben im Cloud-System ist perfekt geregelt, aber unter der Oberfläche brodelt es. Die beiden kommen sich näher, obwohl sie ganz unterschiedliche Ziele verfolgen. Bis eine schreckliche Entdeckung alles ändert.


Bildergebnis für rob warehouseDas Cover ist ... ungewöhnlich. Nicht so laut und schrill wie andere und doch hat es etwas, dass man stehenbleibt. Verharrt und es betrachtet. Es hat einen Zug an sich. Vielleicht wegen dieser eher ruhigen Art die es umgibt? Oder wegen dem Barcode aus Händen? So ganz kann ich es nicht sagen, muss aber gestehen, dass ich vermutlich an dem englischen Cover einfach vorbeigegangen wäre.

Geht es euch da genauso? Oder findet ihr das englische besser?

Nebenbei hat das deutsche Hardcover einen orangen Buchschnitt und ich liebe ja farbige Buchschnitte. ♥





Erster Satz - Tja, ich werde bald sterben!

 Der Store ist großartig! Wenn du es schaffst dort zu arbeiten ist dein Leben leichter. Klar, man muss arbeiten, aber die Vorteile sind nicht von der Hand zu wenden. Man bekommt eine Wohnung gestellt, ein festes Gehalt, hat Zugang zu perfekter medizinischer Versorgung, kommt sogar erschwinglich an echtes Rindfleisch ran.
WOW!

Das zumindest sollen wir denken. Doch Paxton und Zinnia merken bald, das vieles mehr Schein ist als Sein. Ihre zugeteilten Wohnungen würden nicht einmal die Mindestmaße eines Kaninchenkäfigs erfüllen. Die medizinische Versorgung hat mehr als nur einen Haken und in einem System, in dem immer und überall wert auf das eigene Ranking gelegt wird, fallen auch mehr als genug Dinge unter den Tisch.
Und genau dort arbeiten Zinnia und Paxton nun. Sie im Warendepot, wo sie täglich einen halben Marathon läuft, um unnütze Dinge für unnütze Menschen zusammenzutragen, während sie doch nur einen Moment belauert, in dem sie ihrem eigenen Ziel nachkommen kann. Denn Zinnia hat einen ganz anderen Job. Sie ist Wirtschaftsspionin. Und für ihre Aufträge geht sie über Leichen.
Auf der anderen Seite steht Paxton, er ist eher normal, doch auch ihn verbindet eine schmerzhafte Erinnerung mit Cloud. Eine Erinnerung die sein Leben komplett aus der Bahn geworfen hat. Denn anders als Zinnia hat Paxton schon erlebt, wie zermalmend die Kiefer dieser Firma sind.


 Das Buch wird abwechselnd aus Zinnias, Paxtons und der Sicht des Gründers Gibson Wells geschrieben. Wobei Wells eher aus seiner Vergangenheit erzählt und es schafft den Leser einzulullen. Seine Worte sind Honig und klingen so klug und logisch das man im ersten Moment nicken will. Das man beginnt Cloud - so nennt sich die Firma - toll zu finden. Und vielleicht würde das so bleiben, wenn wir nicht Zinnia und Paxton hätten, die direkt an der Quelle sitzen und die Lügen hinter den Worten erleben.
Doch einen derartig manipulativen Charakter wie Wells zu treffen, ist fast schon unheimlich.

Dann Paxton. Eigentlich ist er normal und durch seine vorherige Arbeit im Gefängnis ein sehr guter Beobachter. Seine eigene Vergangenheit mit Cloud konnte er nie ganz vergessen und scheint ihn zu verfolgen, während er sich gleichzeitig in diese übermacht ergibt. Denn was könnte er schon gegen eine derartig mächtige Firma tun? Gleichzeitig besitzt er aber auch starke moralische Maßstäbe und will eigentlich einfach nur irgendwo ankommen. Selbst wenn es beim verhassten Cloud ist, will er einen guten Job machen. Er will Anerkennung.


Zinnia ist ganz anders. Sie geht für ihren Job als Spionin viele Risiken ein, ist kaltblütig, durchdacht und mehr als bereit Menschen für ihren Zweck zu benutzen. Gleichzeitig hat sie aber auch eine sehr sensible Seite an sich. Eine Seite, die sich nach Wärme sehnt und treu ist bis in den Tod.
Gerade mit ihr blickt man sehr tief hinter die Propaganda von Cloud und ist mehr als nur einmal wirklich und absolut schockiert. 



 Dieses Buch ist auf eine ganz besondere Art schockierend. Es gibt uns einen Blick in die Zukunft. Die Erde wurde von den Menschen fast unbewohnbar gemacht und in Zeiten der Aufruhr, als Leute angst hatten auf die Straße zu gehen, gaben sie bereitwillig die Macht in die Hände eines einzigen Unternehmens.
Cloud.
Man könnte es auch Amazon nennen.
Und diese Firma beginnt systematisch größer zu werden und kleinere zu fressen. Größere Konkurrenten auszuhungern, Medien aufzukaufen und die Welt mit ihrer eigenen Propaganda zu überschwemmen, bis es keinen Menschen mehr gibt, der sich daran erinnert wie es vorher war. Es nutzt seine absolute Marktmacht aus, um auf eine erschreckende Art und Weise in die Gesellschaft einzugreifen. Und wenn der Einzelhandel erst tot ist, wenn es nur noch Cloud gibt, dann kann er beginnen sich zu überlegen, ob es nicht vielleicht auch Bücher gibt, die nicht mehr gelesen werden sollen. Weil sie Menschen dazu anregen zu denken?

Interessanterweise verteufelt dieses Buch Cloud auch nicht 100%. Es ist okay bei Cloud/Amazon zu bestellen, aber man sollte sich mit jedem Klick darüber im Klaren sein, das man damit Macht abgibt. Man sollte sich überlegen, ob man nicht doch lieber einfach mal 10 Minuten mit dem Bus in die Stadt zum nächsten Geschäft fährt, als aus reiner Bequemlichkeit den Klick am PC zu machen. 

 Das relativ offene Ende wird in einigen Kritiken sehr bemängelt. Witzigerweise muss ich sagen, dass es mir sehr gut gefallen hat. Denn glaubt ihr wirklich, man könnte ein Ungeheuer wie Cloud so einfach besiegen? Das ist eher ein langsames Umdenken, das vorher durch zähen Schlamm waten musste.



 Ein aufwühlendes Buch das sehr zum Nachdenken anregt und zwischendurch immer wieder schockiert. Großartig, neu und einfach sehr lesenswert.
6 von 6 möglichen Krümeltörtchen für einen außergewöhnlichen Roman mit einer sehr, sehr gruseligen Zukunftsprognose.


2 Kommentare:

  1. Hey Ruby,
    es freut mich, dass dich der Store auch so begeistern konnte. Ich fand die Geschichte auch mega. Besonders weil es so realistisch war.
    Und auch wenn ich das Ende so völlig in Ordnung finde, würde ich mich über eine Fortsetzung freuen:)
    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Hallo Weini♥,

      oh ja sie ist wirklich erschreckend realistisch. Dabei verteufelt der Autor wie ich finde auch nicht das online-bestellen. Nur diese alleinherrschaft und die dadurch folgenen Machtgefügt. Ein echtes Wow Buch. Wenn es nciht so massiv wäre sicherlich auch ne gute Schullektüre. ^^

      Tintengrüße von der Ruby

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