Liebe und Verderben

Titel: Liebe und Verderben
englischer Titel: The Great Alone
Reihe: Nein - Einzelband
Sprache: Deutsch
Autor:  Kristin Hannah
Verlag: Aufbau-Verlag
 Genre: Roman
ISBN: 978-3-352-00913-6
Preis: 22,00 $ (D) Hardcover
Seiten: 591
empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Erschienen: 14. September 2018
Ihre Mutter machte einen Schritt auf ihn zu und streckte die Hand nach ihm aus. »Du brauchst Hilfe, Baby. Es ist nicht deine Schuld. Die Alpträume – «



Ich bin hier und werde niemals aufhören, auf Dich zu warten.

1974: Als Lenora Allbright mit ihren Eltern nach Alaska zieht, ist die Familie voller Hoffnung, das Trauma des Krieges, das der Vater in Vietnam davongetragen hat, hinter sich zu lassen. In Matthew, dem Sohn der Nachbarn, findet Leni einen engen Freund, und aus ihrer Vertrautheit entwickelt sich bald eine junge Liebe. Doch auf die Schönheit des Sommers in Alaska folgt unweigerlich die Finsternis des Winters, und je länger diese andauert, desto weniger vermag Lenis Vater die in ihm wohnenden Dämonen zu bändigen. Schon bald müssen die beiden jungen Liebenden um ihr Miteinander kämpfen – bis sie eines Tages auszubrechen versuchen …




Seitdem ich "Die Nachtigall" der Autorin gelesen habe, bin ich ihr ja verfallen. Und nun freue ich mich schon seit der Sommer Ankündigung des Buches darauf. ♥ Aber erstmal zum wichtigem. Dem Cover nämlich. Alleine weil es vom Stil sofort erkennen lässt, das es zur gleichen Autorin gehört hat es sich ja in mein Herz geschlichen. Diese Idee vom Bild im Bild finde ich toll. Dazu die eher gedeckten und doch nicht so schrecklich tragischen Farben, wie es gerade scheinbar im "Trend" liegt. 
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Im Vergleich gefällt mir das blaue englische Cover gar nicht. Es sieht eher aus wie einer dieser aus dem Boden schießenden Liebesromane. Das andere dagegen gefällt mir von der Stimmung dagegen sehr. 



Erster Satz - In jenem Frühjahr kam der Regen in so schweren Sturmböen, dass er an den Dächern der Häuser riss und lärmte.
 Leni ist 13, als ihre Familie nach Alaska zieht, um dort endlich Frieden zu finden. Und im Sommer scheint es auch so, als würde ihr Vater die schlimmen Erinnerungen des Krieges endlich vergessen. Er ist glücklich.
Doch dann kommt der erste Winter. Die Kälte, der Hunger, die Einsamkeit. Und Leni muss dabei zuschauen, wie sich ihr Vater immer mehr in Hass und Paranoia verliert, der auch vor seiner eigenen Familie nicht halt macht.
 Dann verliebt sich Leni. Und sie weiß, wenn ihr Vater jemals davon erfährt, werden sie das vielleicht beide nicht überleben . . .

Wenn ich ehrlich sein soll, hätte ich nicht gedacht, das es der Autorin nochmal gelingt, nochmals einen drauf zu setzen. Noch heute ist mir die Nachtigall im Kopf geblieben und ich fühle mich oft daran erinnert. Und nun hat sie dieses Buch geschrieben. Alleine diese Sprachgewalt, diese hunderte von Emotionen in diesen fast 600 Seiten, sind einmalig. Das Buch wird aus der Sicht der 13-jährigen Leni geschildert und man wächst mit ihr mit. Lernt Alaska zu lieben und entwickelt einen fast ungläubigen Hass auf ihren Vater. Gleichzeitig ist da das wissen, das er nur durch den krieg so geworden ist. Dass er von den Leuten die ihn in diese Hölle geschickt haben, einfach vergessen wurde. Und damit steht er auch für unendlich viele Familien, denen es ähnlich ging. In Amerika, Deutschland, überall.
Ein starkes und emotionales Werk, das nie auch nur in die Nähe von Kitsch und Co kommt. Und auch die kleine Liebesgeschichte sollte niemanden abschrecken, denn sie ist zart und zerbrechlich.
  »Erinnerst du dich an meinen Freund Bo Harlan?« Mom dachte einen Moment lang nach, bevor sie antwortete. »Aus Vietnam?«
Dad nickte. Zu Leni sagte er: »Bo Harlan war der Crew Chief und ich der Bordschütze. Wir gaben uns gegenseitig Rückendeckung, immer. Wir waren auch zusammen, als sie unseren Hubschrauber runtergeholt haben und wir gefangen genommen wurden. Wir sind zusammen durch die Hölle gegangen.« Bei diesen Worten fing er an zu zittern. Er hatte die Ärmel seines Hemds hochgerollt, und Leni konnte die Brandmale sehen, tiefe Furchen, die sich von den Handgelenken bis zu den Ellbogen zogen, mit runzliger, verunstalteter Haut, die nie bräunte.

 Der Leser begleitet Leni durch das ganze Buch und auch wenn sie zu Beginn erst 13 Jahre ist, ist sie ein Kind, das doch schon viel zu viel erlebt hat. Sie hat ihren Vater jahrelang in Kriegsgefangenschaft gewusst. Hat die Trauer ihrer Mutter mitbekommen und fand dann, als ihre Familie wider zusammen war, doch nie einen Platz wo sie hingehörte. Zu oft waren sie umgezogen. Zu anders schien Leni.
Doch sie besitzt eine unglaubliche Stärke die mehr und mehr zutage tritt, wenn es darum geht, ihre Mutter zu beschützen. Das Verhältnis zwischen den beiden ist einmalig. Obwohl diese Frau manches Mal so unglaublich dumm war. Denn wenn Liebe blind machte, war dies das schlimmste Beispiel dafür.
Ihr Vater ist kaputt. Schnell entwickelte sich aus einer leichten Antipathie, die durchaus noch von Mitleid verfärbt war, ein unglaublicher Hass. Diese Steigerung habe ich selten derartig extrem in einem Buch empfunden. 
  Leni würde sich fügen und eine gute Miene aufsetzen. Und wieder einmal wäre sie die Neue in einer Schule. Denn das war es, was Liebe war.
Aber es gibt auch Charaktere die einen bald wie alte Freunde zwischen den Seiten begleiten. Wie LargeMarge, eine Frau mit einer rauen aber unglaublich tollen Art. Oder Tom und sein Sohn Mathieu. Besondere Figuren die dieser rauen Schönheit Alaskas eine warme Note gaben. 

 Alaska der 70er Jahre. Glücksritter, Abenteuer, Aussteiger. Sie alle versuchen den Traum von Wildnis und Einsamkeit zu leben, nur wenige schaffen es. Und in diese unwirkliche Landschaft, verschlägt es Leni und ihre Familie. Und in dieser Abgeschiedenheit beginnt sich ihr Vater zu einem Monster zu entwickeln.
Dieses Buch lässt mich mit einem WOW zurück. Es fesselt an die Seiten, machte mir stellenweise richtig Angst, weil ich eben nicht sagen konnte, wie es weitergeht. Dann ein Aufatmen und dann . . . doch keines. Ein Kreislauf aus einer fast schon selbstzerstörerische Liebe und Furcht. Dazu das Wissen, das zu dieser Zeit, misshandelte Frauen selbst im Gericht nur sehr selten überhaupt eine Stimme bekamen. Und das die Frauen dies wussten. Das Männer mit Morden durchkamen, weil sie eben Männer waren.
Hier erwartet euch eine emotionale Achterbahnfahrt, ein Hoffen und bangen und oftmals das Gefühl, das man an Lenis Stelle vielleicht längst aufgegeben hätte. 
Ein großes, starkes Werk, das die dunkle Seite einer Liebe zeigt, die vielleicht einmal gut begann. Vielleicht auch nie. Ein Mann der sich durch die Hölle die er im Krieg erlebt, selbst in ein Monster verwandelt und ein kleines Mädchen, das lernt für sich und ihre Mutter stark zu sein.
6 von 6 Krümeltörtchen für ein Buch, das noch lange im Kopf bleiben wird.

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