Die rechtschaffenen Mörder


Titel: Die rechtschaffenen Mörder
Reihe: Nein - Einzelband
Genre: Belletristik / Roman
Sprache: Deutsch
Autor: Ingo Schulze
Verlag: S. Fischer
ISBN: 978-3-10-390001-9
Preis: 21,00 $ (D) Hardcover
Seiten: 320
empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Erschienen: 4. März 2020
"Vielleicht findet eines davon Ihr Interesse", wiederholte er abschließend und empfahl sich. Alleine gelassen mit den Büchern geschah es selten, dass jemand die Anregungen ausschlug.


  Norbert Paulini ist ein hoch geachteter Dresdner Antiquar, bei ihm finden Bücherliebhaber Schätze und Gleichgesinnte. Über vierzig Jahre lang durchlebt er Höhen und Tiefen. Auch als sich die Zeiten ändern, die Kunden ausbleiben und das Internet ihm Konkurrenz macht, versucht er, seine Position zu behaupten. Doch plötzlich steht ein aufbrausender, unversöhnlicher Mensch vor uns, der beschuldigt wird, an fremdenfeindlichen Ausschreitungen beteiligt zu sein. Die Geschichte nimmt eine virtuose Volte: Ist Paulini eine tragische Figur oder ein Mörder?


Auf den ersten Blick würde dieses Cover wohl eher nicht auffallen. Es ist zwar bunt, aber nicht knallig. Nicht sehr dick oder geschmückt. Es tarnt sich fast schon auf den großen Büchertischen, fast als wolle es nicht gesehen werden. Und dann ist da der Titel wo man innehält. Immerhin ist es ja kein Krimi . . . oder etwa doch? Der Klappentext macht neugierig und schwups landet das Buch doch im Einkaufskorb.


Erster Satz - Im Dresdner Stadteil Blasewitz lebte einst ein Antiquar, der wegen seiner Bücher, seiner Kenntnisse und seiner geringen Neigung, sich von den Erwartungen seiner Zeit beeindrucken zu lassen, einen unvergleichlichen Ruf genoss.

 Norbert Paulini ist professioneller Leser. Oder zumindest ist dies sein Traum, als er die Büchersammlung seiner verstorbenen Mutter entdeckt. Im verlauf des Erwachsenwerdens eignet er sich eine unglaubliche Kenntnis an und schafft es in der DDR ein Antiquariat zu eröffnen. Sein Leben scheint perfekt und bald hat er auch schon eine liebenswürdige Frau an seiner Seite, gründet eine Familie. Doch als die Mauer fällt, stürmt so viel auf Paulini ein, so viel Wahrheit, Enttäuschungen und mehr, das er bald haltlos zwischen den Zeiten zu treiben scheint.
 Der Stil ist angenehm und fast schon ein wenig trügerisch. Man lässt sich von der etwas entzückten Figur von Paulini einlullen, ich mochte ihn wirklich, und plötzlich steht man mit ihm nach der Wende da und es hat sich mit einem Schlag so viel verändert, das jemand der so verankert ist, damit gar nicht mehr mitkommt. Zwischen ehemaliger Stasi, neuen Regeln, alten Büchern und neuen Ansichten zwingt uns der Autor eigene Entscheidungen zu treffen. Man rutscht, ohne es zu merken, in die Politik rein und kann sich, genau wie Paulini, gegen das neue kaum sträuben. 



Paulini war von beginn an Sympathisch. Er war eigen, etwas anders und wollte eher seine Ruhe haben. Er wollte Lesen und Bücher sind sein Leben.  Doch mit der Wende kommt dieses urgestein - wenn auch noch nicht alt - nicht zurecht. Plötzlich sind alte meister seiner Zeit nichts mehr Wert. Er muss mitansehen wie Menschen Bücher auf Müllhalden entsorgen. Er muss zusehen wie plötzlich alle nur noch das Neue wollen. Und damit kommt er nicht klar. Er beginnt sich zu verändern. Schleichend und doch steht die Frage im Raum, ab wann es schrullig und ab wann es doch eher gefährlich ist. 
Aber auch andere Figuren greifen rein wie Paulinis Frau, die man im Auge behalten sollte oder einen auftrebenen Autor, der sich vielelicht, man weiß es nicht, mitschuldig gemacht hat an der ganzen Geschichte. 

 "Die rechtschaffenen Mörder" ist ein sehr ruhiges Buch das man leicht unterschätzt, bis man plötzlich Knietief in der Wende steckt, die Mauer ist gefallen und die neue Politik wirft bestehendes durcheinander. Nicht jeder Mensch kommt da mit. Nicht jeder Mensch fühlt sich fair behandelt und so ist auch nicht jeder Mensch bereit das Wortlos zu schlucken. Einer dieser Menschen ist Paulini. Ein eigentlich freundlicher Zeitgenosse, der sich aber fühlt als habe man ihm übel mitgespielt. Die Figur verrückt, während man sich als Leser noch fragt,ob man ihn nicht doch etwas verstehen kann.
Ein unglaublich dynamisches Buch das einen einfängt, zu einer Meinung zwingt und am Ende mit vielen Fragen wieder gehen lässt. Denn ob man den waren Mörder, der und vom Titel angekündigt wurdet, findet, das liegt wohl bei jedem selber. 
Trotz der Ruhe in den Seiten sollte man dieses Buch nicht unterschätzen. Es manipuliert wo es kann und zwingt zu einer Entscheidung. Täter oder Opfer. Mörder oder ja, was eigentlich?
6 von 6 Krümeltörtchen für ein Buch das man leicht unterschätzt.

2 Kommentare:

  1. Huhu!

    "Die rechtschaffenen Mörder" will ich auch unbedingt noch lesen. Allein der Titel ist so interessant und deine begeisterte Rezension lässt mich richtig neugierig werden!
    Ich bleibe dir auf jeden Fall als Leserin :-)
    Isa

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    1. Hallo Isa,

      und ♥-lich willkommen :D Ich freue mich das ich dich habe ein wenig neugierig auf den Titel habe machen können. :) Bin gespannt wie du es findest :D
      Schön das du da bist. ^^

      Tintengrüße von der Ruby

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