Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr

Titel: Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
Reihe: Ja - Band 8 der - Zamonien - Buchreihe
Sprache: Deutsch
Autor: Walter Moers
Verlag: Knaus
 Genre: Fantasy
ISBN: 978-3-8135-0785-0
Preis: 24,99 $ (D) Hardcover
Seiten: 344
empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Erschienen: 28. August 2017
"Du bist also sozusagen ein . . . ein . . . Albtraumbeamter?", schlussfolgerte Dylia
Prinzessin Dylia, die sich selbst „Prinzessin Insomnia“ nennt, ist die schlafloseste Prinzessin von ganz Zamonien. Eines Nachts erhält sie Besuch von einem alptraumfarbenen Nachtmahr. Havarius Opal, wie sich der ebenso beängstigende wie sympathische Gnom vorstellt, kündigt an, die Prinzessin in den Wahnsinn treiben zu wollen. Vorher nimmt er die Prinzessin aber noch mit auf eine abenteuerliche Reise durch die Welt des Denkens und Träumens, die für beide immer neue und überraschende Wendungen bereit hält, bis sie schließlich zum dunklen Herz der Nacht gelangen. Walter Moers erzählt dieses Märchen aus der zamonischen Spätromantik voller skurriler Charaktere mit der ihm eigenen Komik: spannend und anrührend zugleich.

Als großer Walter Moers Fan lächelt mich dieses Cover ganz besonders an. Und sobald man ein wenig im Buch vorangekommen ist, erkennt man das der Umschlag über und über geschmückt ist mit albtraumfarbenden Nachtmahrschuppen. Ich will gar nicht wissen, wie lange das gedauert hat zu illustrieren. Und dann sieht man natürlich auch noch den Nachtmahr Havarius Opal. Entfernt man den Schutzumschlag, so sieht man übrigens eine helle Variante der Schuppen und die Prinzessin.
 Wenn die Minuten durch die Jahre rufen
Erhebt sich der ewige Träumer
Über seine irdische Last
Und reist mitten hinein
Ins dunkle Herz der Nacht

Aber auch die Innengestaltung darf nicht unerwähnt bleiben. Wunderschöne regenbogenfarbene Illustrationen, Pfauenwörter und Ideenschmetterlinge, Schluchten, Monster. Man entdeckt so viel beim Lesen und es ist großartig. Ein richtiges Buch zum Erleben. 
Das die Illustrationen dabei diesmal nicht vom Autor selbst sind, tut dem ganzen meiner Meinung nach absolut keinen Abbruch. 

 Erster Satz - Die Krankheit von Prinzessin Dylia war die seltenste von ganz Zamonien.

 Prinzessin Dylia hat viel Zeit. Denn wenn man fast nie zum Schlafen kommt, bleibt einem einfach nichts anderes übrig, als viel mehr Zeit als andere zu haben. Denn Dylia leidet unter der seltensten Krankheit von ganz Zamonien. Sie ist so selten, das sie, die einzige ist, die davon betroffen ist. Dass sie damit aber eigentlich gut leben kann, verdankt sie ihrer Grenzenlosen Neugierde, ihrem Verstand und natürlich ihrem unerschütterlichen Optimismus.
Als sie eines Abends jedoch plötzlich Besuch von einem Nachtmahr bekommt, dreht das ganz schon ihre Welt auf den Kopf. Denn Opal, wie sich der Gnom nennt, ist hier um sie in den Wahnsinn zu treiben. Und damit unweigerlich in den Tod.
Bevor dieser unausweichliche Weg jedoch vor Dylia steht, bietet ihr Opal eine letzte große Reise an. Eine Reise zum Herz der Nacht.
Zum Ort der Angst.
Nach Amygddala.
Eine Reise in Dylias Gehirn.
 Wer Walter Moers kennt, weiß um seinen tollen Stil und seine verrückten Geschichten. Seinen vielschichtigen und auch oft sehr klugen Humor, der weit neben HAHA liegen kann. Er ist besonders. Detailverliebt und einfach so anders, das ich jedes mal überrascht werde. Grenzen verschwimmen und bald weiß man nicht mehr so recht, ob man nun traurig oder freudig auf das Verschwinden eines Charakters, einer Figur oder auch nur eines Zwielichtszwerges reagieren soll.
Für jeden, der ihn noch nicht kennt, ist zu sagen, dass ihr das unbedingt nachholen müsst. Moers ist fast schon ein Klassiker im Bereich Fantasy und so lange wie wir leider auf diesen Band warten mussten, so schnell war er dann verschlungen. Aufhören ist einfach nicht drin.

Dylia muss man einfach lieb haben. Sie ist anders, als ihr es kennt. Herrlich verdreht, sehr phantasievoll und gleichzeitig intelligent. Manchmal etwas hochnäsig aber nie wirklich fies. Sie ist ein ganz eigener Charakter der schon nach wenigen Seiten wahnsinnig viel Substanz hat.
Und dann Opal. Der heimtückische Nachtbar dessen Pläne gleich zu Beginn von ihm selber offenbart werden. Er will Dylia in den Wahnsinn treiben. Damit ist er doch automatisch der böse? Richtig? Falsch! Oder vielleicht doch nicht? Hier kommt Moers Händchen für Charaktere wieder ins Spiel. Denn obwohl Opal so gekonnt die böse Rolle eingeht, man weiß was sein Plan ist und er einem oft Genug Raum zum Zweifeln lässt, habe ich ihn lieb gewonnen. Mit ein Grund weswegen ich das Ende so gemein fand. Es war ein emotionaler Seiltanz. Nicht weil es schlecht war, nein, eher weil ich selbst jetzt noch nicht weiß, ob ich darüber traurig oder freudig sein soll.

"Das kenn ich!", sagte der Gnom. "Ich habe das gleiche Problem mit Regenschirmen."
"Tatsächlich?"
"Nein, natürlich nicht. Das war ein Witz."

 Oh es ist wieder vorbei. Ich bin ehrlich traurig darüber. Ich liebe Moers feinsinnigen Humor der aber oft auch einen wahren Kern hat, über den ich dann vielleicht noch eine Spur breiter grinsen kann. Er ist verrückt und wieder ganz anders, auch wenn Fans sich darüber bewusst werden sollten, das es hier kein wiedersehen mit bekannten Charakteren und Figuren gibt. Denn die meiste Zeit spielt das Geschehen in Dylias Gehirn. Das ist der Knackpunkt, über den man sich wohl in klaren sein muss, ehe man beginnt. Aber es ist deswegen nicht weniger genial. Zumal es viel Raum für neue Dinge bietet. Und mal ehrlich, was will ein Nachtmahr schon in unserer banalen Welt? Träume sind immerhin sein Geschäft.
Die ersten 60 Seiten heißt es übrigens etwas durchhalten. Hier wird viel über Dylia erklärt und berichtet, ihre vielen phantasievollen Gedanken und dergleichen. Warum das so ist, wird euch, dann im Laufe des Buches klar. Alles hat seinen Grund, auch wenn man am Anfang bei der Pfauenworterklärung etwas außer Atmen gerät.
Dran bleiben, dann zurücklehnen und genießen.
Wenn vom Walter Moers ein Buch erscheint muss ich es mir gar nicht ansehen um zu wissen das es wieder großartig werden wird. Er genießt wie kaum ein anderer Autor mein Vertrauen.
Der einzige Schwachpunkt dieses Buches ist es wohl, das es schon zu ende ist. 6 von 6 Krümeltörtchen für dieses Lesevergnügen.


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