Erster Satz - Das Mädchen riss sich von der Hand seines Vaters los und lief weg.
Ein Mädchen reißt sich, nachdem sie mit ihrem Vater in einer Vorführung der Augsburger Puppenkiste war, von seiner Hand los und verschwindet in den Gängen und Räumen des Gebäudes, wo sie sich plötzlich zwischen hunderten von sprechenden Marionetten wiederfindet. Eine darunter ist die Prinzessin Li Si und diese führt das Mädchen zu Hatü. Und diese beginnt ihr in wunderschönen Worten ihre Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte vom Krieg, von einem großen Traum, der eigentlich aus einer Not heraus entstanden ist und eine Geschichte von den Marionetten, welche viel mehr Leben besitzen, als das kleine Mädchen anfänglich dachte.
Für alle die es lieben in einen wirklich einfach wunderschönen Stil abzutauchen, der findet hier ein Buch das genau das für bestens geeignet ist. Man kann richtig hineinfallen und sich von den beiden Erzählsträngen toll durchs Buch führen lassen. Dabei verknüpfen sich auf diese Art immer wieder Enden so, das sie ein großes Ganzes ergeben, ohne dabei die Geschichte des namenlosen Mädchens aus den Augen zu verlieren. Denn auch sie hat ja ihre Gründe, warum sie dem Vater davongelaufen ist. Und ich sehe da sogar ein wenig Kritik an der Gesellschaft, aber das muss wohl jeder dann für sich beurteilen.
Das Mädchen musste lachen und spürte, wie die Angst sich löste. Es wollte der Prinzessin, die es mit ihren Puppenaugen freundlich ansah, gleich erzähllen, wie es vor dem Vater davongelaufen und auf welch seltsame Weise es hierhergelangt war, als es plötzlich plautes Getrappel hörte.
Und auch wenn ich sehr selten Hörbücher höre, werfe ich doch gerne ein Ohr in die Hörprobe hinein. Und von dieser war ich wirklich total begeistert. Ich glaube, das Buch gewinnt dadurch noch einmal unglaublich viel Stimmung. Hier ist die Hörprobe für euch. Zurücklehnen und genießen.
Hatü und ihre Familie muss man einfach lieben. Sie sind herzlich, verzagen nicht und haben auch ihre Fehler. Gerade Hatü ist so stark und geradlinig
in ihrem Traum, das man sie einfach nur bewundern kann. Wir erleben mit
ihnen den Krieg und die Rückkehr des Vaters. Wir suchen mit ihr in den
Trümmern nach Dingen, für ihr Theater und erleben wie der Vater nach dem
Krieg nicht aufgibt, obwohl ihm einiges angehangen wird. Denn ja, er
war an der Front, allerdings als Fotograf. Nur leider macht das für
viele keinen Unterschied.
Und während man Hatüs Erzählungen
lauscht, merkt man bald das auch sie dem Krieg nicht ganz entkommen
ist. Denn da gibt es einen Kasper, die erste Marionette, die sie selbst gemacht hat, und sie ist der festen Überzeugung, dass er böse ist und sie fast gemein ansieht. Und diese kindliche Empfindung wird erst sehr viel später geklärt werden. Und zwar auf eine Art, die Zeigt, dass wir alle Kinder unserer Zeit sind. Und manchmal sind diese Zeiten sehr hart . . .
Bei diesem Buch fällt es sehr schwer aufzuhören und ja, ich bin wirklich traurig, dass es den Buchpreis nicht bekommen hat. Es ist seit 2-3 Jahren auch das erste Mal, das ich einem der Titel wirklich die Daumen drücke. Die anderen waren oft schlimmer Einheitsbrei. Nicht meines, nein wirklich nicht. Und dann kam dieses Buch, das eine wunderschöne Aufmachung besaß, mit Worten jonglierte wie ein Meister und großartige Bilder beim Lesen erschuf. Gleichzeitig hatte ich plötzlich große Lust wieder einmal Jim Knopf zu Lesen. ^^ Oder mir alternativ die Puppenkiste anzuschauen.
Ein wunderschönes Buch das zum Träumen einlädt und eine Hommage daran, das wir immer Kinder bleiben werden, egal wie alt wir sind. Und das es gut so ist.
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