Herzlich willkommen hier bei uns auf Area-I.
Macht es euch bequem, da sind Kekse, und nur nicht die geheimen Akten
durchstöbern die sich hier ausbreiten. Denn ihr würdet euch doch glatt
die Vorfreude verderben. Denn ich bin auch schon ganz aufgeregt. Heute
darf ich eine Autorin begrüßen, die mich mit ihrem Buch einfach
umgehauen hat. Ich sage nur Frühschicht und ein gutes Buch sind keine
guten Partner. Aber ich habe jede Sekunde genossen. Also herzlich willkommen Annette Juretzki.
Annette Juretzki wurde 1984 in Polen geboren, ist in Niedersachsen
aufgewachsen und nach einem ausgiebigen Schwenker Richtung Bremen
letztlich in Osnabrück gelandet. Auf dieser Reise lernte sie nicht nur
erfolgreich Lesen und Schreiben, sondern baute auch eine
leidenschaftliche Hassliebe zu ihrem Computer auf und fand durchs
Pen&Paper-Rollenspiel den Mann fürs Leben, der so hartgesotten ist,
dass er tatsächlich jede ihrer Geschichten liest. Außerdem studierte sie
Religionswissenschaften, denn so ein Diplom kann man immer mal
gebrauchen.
Neben ihrem Mann hat sie ihr Herz aber noch an drei Fellnasen verloren
und das kann ich natürlich voll verstehen. Ein Rudel Rattenmänner lässt
sich von ihr nach strich und Faden verwöhnen. Aber kleiner Trost
Annette, meine vier Mädels können mich genauso gut um den Finger
wickeln.
Hallo Annette, schön das ich dich etwas Löchern darf. Und keine Sorge. Bisher haben das alle überlebt. Behaupte ich jetzt zumindest. 😉
Du hast mir geschrieben das du, als PR-Frau für einen Verlag arbeitest. Das klingt ziemlich spannend. Was machst du denn da so den ganzen Tag? Kommst du auch mit Autoren in Berührung?
Du hast mir geschrieben das du, als PR-Frau für einen Verlag arbeitest. Das klingt ziemlich spannend. Was machst du denn da so den ganzen Tag? Kommst du auch mit Autoren in Berührung?
Hallo Ruby, von dir lass ich mich doch gerne löchern ;-)
In meinem PR-Job komme ich leider eher seltener mit Autor*innen in Kontakt, dafür umso häufiger mit spannenden Blogger*innen wie dir. Denn wer dem Zauberfeder Verlag eine Frage stellt, kommt sehr wahrscheinlich mit mir ins Gespräch. Wenn man mal von Vorankündigungen absieht, werde ich aber erst aktiv, wenn ein Buch fertig ist und kurz davor steht, in den Buchhandlungen zu erscheinen. Da gibt es dann aber ganz viele verschiedene Dinge zu tun, was auch das Großartige an diesem Job ist, denn ich mag viel Abwechslung. Ich darf mich den ganzen Tag über mit Menschen über Bücher unterhalten, ganz viele Texte schreiben (wer sich mal gefragt hat, woher die ganzen Texte auf Webseiten kommen – die schreiben Menschen wie ich *g*) und auch Zeit auf Facebook und Twitter verbringen. Ein wenig sachlicher formuliert bin ich also die Schnittstelle zwischen dem Verlag auf der einen Seite und den Leser*innen und Journalist*innen/Blogger*innen auf der anderen. Und das ist ein wirklich toller Job!
Das klingt wirklich, als wäre Langeweile für dich ein Fremdwort. Ist es schwer zwischen all dem Trubel noch Zeit zum Schreiben zu finden? Oder bekommst du deine Inspiration gerade daher?
Ich komme tatsächlich leider nicht jeden Tag zum Schreiben, aber das ist
auch gar nicht so schlimm. Ich bin ein Mensch, der viel Abwechslung
braucht, auch über den Tag verteilt, deshalb glaube ich nicht, dass ich
auf Dauer mehr schreiben würde, wenn ich täglich 8 Stunden Zeit dafür
hätte als nur eine. Grad bei kreativer Arbeit ist ja auch irgendwann
einfach die Luft raus. Außerdem brauchen Ideen Zeit, um "zu atmen", das
können sie bei mir am besten, wenn ich gar nicht aktiv über sie
nachdenke. Spazierengehen oder einkaufen sind da so typische
Tätigkeiten, bei denen ich quasi zum Blitzableiter für Geistesblitze
werde. Eigentlich versuche ich die ganze Zeit dran zu denken, bloß nicht
die Tomaten zu vergessen – und plötzlich weiß ich, wie sie aus der
Kerkerzelle rauskommen (und gehe ohne Tomaten nach Hause *hust*).
Was mir an deinem Buch besonders gefallen hat, war das jede Spezies so ihre Eigenarten war. Wie das Zeyn eben Nicken oder einen kleinen Klaps ganz anders verstand, als ihn Jonas meinte. Ich bin noch nicht sooo viel im Sci-Fi unterwegs, aber mich hat immer irgendwie gestört das alle Außerirdische - die die Crew mal nicht fressen wollte - alle vermenschlicht waren. Wie bist du auf die Idee gekommen? Hast du für alle deine Spezies eine Art Steckbrief anlegen müssen?
Was mir an deinem Buch besonders gefallen hat, war das jede Spezies so ihre Eigenarten war. Wie das Zeyn eben Nicken oder einen kleinen Klaps ganz anders verstand, als ihn Jonas meinte. Ich bin noch nicht sooo viel im Sci-Fi unterwegs, aber mich hat immer irgendwie gestört das alle Außerirdische - die die Crew mal nicht fressen wollte - alle vermenschlicht waren. Wie bist du auf die Idee gekommen? Hast du für alle deine Spezies eine Art Steckbrief anlegen müssen?
Mir fällt es immer recht schwer, zu sagen, woher eine Idee genau
gekommen ist, denn fast immer sind Ideen eben einfach plötzlich da. Aber
ich glaube, hier hat mir mein Studium doch sehr geholfen. Ich habe
Religionswissenschaften studiert und mich dabei sehr viel mit dem
Hinduismus befasst und eben auch mit der indischen Kultur. So etwas
prägt, die feinen Unterschiede wahrzunehmen und ihnen offen zu begegnen.
Denn allein wenn wir uns mal irdisch umsehen, wie unterschiedlich
menschliche Kulturen sind, finde ich die Idee nicht abwegig, dass sich
auf anderen Planeten ganz andere soziale Verhaltensweisen entwickeln.
Denn schließlich hätten andere Spezies nicht nur eine andere Geschichte
erlebt und sich einer anderen Geographie angepasst, sondern brächten
auch noch biologisch andere Voraussetzungen mit. Ich finde es ehrlich
gesagt immer unverständlich, wenn andere Spezies – egal ob jetzt SciFi
oder Fantasy – sich im Grunde fast nur optisch von Menschen
unterscheiden. Unsere Gesten haben wir uns ja nicht irgendwann einfach
ausgedacht, weil unseren Händen in Gesprächen sonst langweilig werden
würde, sondern sie haben sich mit uns entwickelt, und das von Region zu
Region unterschiedlich. Deshalb haben die Kitilkas in Sternenbrand zum
Beispiel aber kaum Gestik oder Mimik: Nonverbales übermitteln sie mit
den Farbmustern ihrer Körper, es war also für sie nie nötig, dafür auch
noch ihre Hände zu benutzen.
Einen richtigen Steckbrief hab
ich mir nur zu den Ghitanern angelegt, da existiert tatsächlich eine
Liste für die Gestik und eine für die Silben und Fremdwörter. Allerdings
ging meine Vorbereitung nicht so weit, dass ich gleich 800
Mnodhir-Silben notiert hab, aktuell hab ich grad mal 30. So blieb ich
auch immer noch frei genug, Wörter rein nach ihrem Klang zu bilden.
Sobald ich aber ein neues Wort gebildet hatte, habe ich sofort die neuen
Silben aufgenommen. Und wenn ich eine Inspiration für neue Wörter
brauchte, habe ich mir die Liste vorgeknüpft, das ist ganz praktisch,
wenn eine Idee mal nicht sofort da sein wollte *g*
Du hast es mir im Buch ja echt schwer gemacht, ob ich nun Jonas oder Zeyn die Daumen drücken soll. Das schwankte manchmal echt Minütlich um, je nachdem wie wer gerade reagiert hat. War das gut geplant oder wusstest du selber lange nicht, wer am Ende Xenen´s Herz gewinnt? *Aber nichts verraten ;)* Und wen von beiden hast du am liebsten?
Ich hab tatsächlich auch ständig geschwankt *g* Es stand für mich
zwar schon relativ früh fest, wie das Dreieck aufgelöst wird, aber dann
gab es doch immer wieder neue Szenen, bei denen ich überlegt hab, ob ich
nicht doch den ganzen Plan über Bord werfe und es ganz anders mache.
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass das gute Planung war, dass einem
alle so ans Herz wachsen, aber tatsächlich plane ich Dialoge kaum,
sondern lass mich lieber von der Dynamik treiben. Meistens weiß ich,
worauf ich hinaus will, aber der Weg dahin ist für mich genauso spannend
wie für alle Lesenden. Und es kam nicht gerade selten vor, dass ich
nach einer Szene erstmal neu planen musste, weil sie so ganz anders
verlaufen war, als ich das eigentlich gewollt hatte – aber eben auf eine
gute Art.
Das mit dem Liebling ist schwer: Am meisten Spaß
beim Schreiben hatte ich definitiv mit Zeyn. Denn da musste ich nicht
lang überlegen, was jetzt die klügste Reaktion wäre, sondern konnte mich
einfach vom ersten Gedanken treiben lassen. Sowas ist ganz wunderbar
für den Schreibflow. Jonas hat es mir da schwerer gemacht, denn da er
alles erstmal reflektierte und seine Handlungen auf lange Zeit plante,
musste ich das auch. Bei Jonas musste ich jederzeit wissen, was er will –
was schwer ist bei einer Figur, die einem nicht alles über sich
erzählen will. Im Endeffekt ist mir Jonas aber genau dadurch so richtig
an Herz gewachsen, mit samt seiner Fehler. Denn auch wenn er schlechte
Entscheidungen trifft, er hat sie sich nicht leichtgemacht und er ist
bereit, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Das kann ich
respektieren. Außerdem sind wir beide ziemlich verkopft^^
Welchen Rat würdest du jedem anderen "jungen" Autor/in mit auf den Weg geben.
Auch wenn jede für sich allein schreibt, muss man dabei nicht
einsam bleiben. Vernetzt euch mit anderen Schreiber*innen, mit denen ihr
über eure Plots und Figuren diskutieren könnt – oder die Motivation
spenden, wenn man gerade einen Hänger hat. Denn die Möglichkeit,
voneinander lernen zu können, ist unglaublich wertvoll. Dafür muss man
sich auch gar nicht persönlich sehen, im Internet finden sich viele
Autorenforen und -gruppen, da sollte für fast jede das Richtige
dabeisein. Einen Roman schreiben, ist anstrengend genug, das muss man
nicht allein durchstehen.
Meine Autoren-Gruppe ist der
Tintenzirkel, wo ich auch die Autorinnen Julia Fränkle und Josephine
Awgustow kennengelernt habe. Inzwischen weiß ich gar nicht, was ich ohne
diese beiden tun würde, denn sie schaffen es gleichzeitig kritisch und
begeistert von meinen Texten zu sein, und sind auch immer da, wenn ich
mal wieder in ein Plotloch gefallen bin – oder ich jemanden zum
Prokrastinieren brauche ;-)
Vielen Dank für das tolle Interview Annette. 😊 Ich hoff;e du hast noch viele, viele Ideen für weitere tolle Bücher. Und wenn es soweit ist, gibt mir auf jeden Fall Bescheid.
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