Die Nachtigall

Titel: Die Nachtigall
englischer Titel: The Nightingale
Reihe: Ja - Nein - Einzelband
Genre: Roman
Sprache: Deutsch
Autor: Kristin Hannah
ISBN: 978-3-352008-85-6
Preis: 19,99$ (D) Hardcover
Seiten: 606
empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Erschienen: 19 September 2016

Liebster Antoine,
wie haben kein Geld mehr, und ich habe meine Stelle verloren. Was soll ich nur tun? Nur noch ein paar Monate, und der Winter kommt.

 Zwei Schwestern im von den Deutschen besetzten Frankreich: Während Vianne ums Überleben ihrer Familie kämpft, schließt sich die jüngere Isabelle der Résistance an und sucht die Freiheit auf dem Pfad der Nachtigall, einem geheimen Fluchtweg über die Pyrenäen. Doch wie weit darf man gehen, um zu überleben? Und wie kann man die schützen, die man liebt?

In diesem epischen, kraftvollen und zutiefst berührenden Roman erzählt Kristin Hannah die Geschichte zweier Frauen, die ihr Schicksal auf ganz eigene Weise meistern.
Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber mir ist dieses Buch direkt ins Auge gesprungen. Dieses wunderschöne Cover hinter dem dann aber doch gleich wieder mehr steckt als man denkt, ist auf jeden Fall ein Hingucker. Und liest man alleine den Klappentext, wirkt es noch mal ganz anders. Wie ein Hoffnungsschimmer im wirrwar des Krieges.  

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 Das englische Cover mag zwar nochmals ganz anders sein als das deutsche, dennoch gefällt es mir ebenfalls sehr, sehr gut. Eines der wenigen Bücher, wo ich mich über diese beiden Varianten richtig freue. 

Erster Satz - Wenn ich in meinem langen Leben eines gelernt habe, dann ist es Folgendes; In der Liebe finden wir heraus, wer wir sein wollen; im Krieg finden wir heraus, wer wir sind.

Frankreich im Zweiten Weltkrieg. 
Die deutschen haben das Land besetzt. 
Die Regeln sind streng. 
Die Nahrungsmittel knapp.
Die Angst groß.
Genau zu dieser Zeit kämpfen zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein können, um ihr überleben.
Da wäre die ältere Schwester Vianne, welche alleine im Haus versucht mit ihrer kleinen Tochter durch diese schwere Zeit zu kommen. Die Winter sind Hart und die Rationen werden immer Knapper. Als dann noch ein deutscher Hauptmann bei ihr untergebracht wird, ist die Angst groß. Und auch ihre beste Freundin steht bald auf der Abschussliste der Nazis . . .

Ihre kleine Schwester Isabelle hingegen geht genau den anderen Weg. Anstatt als graue Maus nicht aufzufallen, stürzt sich das temperamentvolle Mädchen gleich hinein in die Gefahr. In den Kampf für ihr Vaterland.
Gemeinsam mit dem Widerstand verteilt sie Flugblätter, versteckt amerikanische Piloten und setzt jeden Tag im verborgenen ihr Leben aufs Spiel. Dass sie durch so manch unüberlegte Aktion aber auch ihre Schwester in höchste Gefahr bringt, erkennt sie, erst als es bereits zu spät ist.

Nah. So unglaublich Nah. Das beschreibt den Stil von Kristin Hannah wohl am besten. Denn von dem gut 600 Seiten starken Roman, war ich 500 davon sehr nah am Wasser gebaut. Nicht durch triefenden Kitsch oder unnötige Grausamkeit. Nein, alleine durch die Beschreibung einer Zeit und eines Kampfes, welcher weit hinter der Front spielt. Nöte. Entbehrung. Mut und Hoffnungslosigkeit. Tod und Leben.
Es beschreibt das Leben jener die zurückgeblieben sind in einem Land, das plötzlich dein Feind geworden ist.  Das Leben jener, die nur selten wirklich Platz in den Geschichtsbüchern finden.
Es beschreibt das tägliche Warten auf Lebensmittel. Das Hoffen auf Veränderung und die Gewissheit, dass ein falsches Wort den Tod bedeuten kann. Oder wenn nicht gar Schlimmeres. 
Dabei verzichtet sie komplett auf schwarz und weiß. Es gibt nur Graustufen. Denn wie nicht alle deutschen Soldaten Monster waren, so waren auch nicht alle Franzosen arme Opfer. Und selbst jene welche sich dann gegen ihr eigenes Volk stellen kann man nicht verurteilen. Den auch sie kämpfen doch nur um ihr eigenes Leben. Mit jedem Mittel, das sich ihnen bietet. Und diese Mittel sind begrenzt.
Mit den Geschwistern Vianne und Isabelle zeigt die Autorin gut die zwei Seiten dieses Krieges auf. Einmal die Mütter die so unauffällig versuchen zu bleiben wie möglich um ihre Kinder zu beschützen. Und das es doch gerade diese Unauffälligkeit ist, die noch so viel mehr als ihr eigenes Leben rettet. Dann jene die bis zum letzten Atemzug nicht akzeptieren wollen das sie verloren sind. Die kämpfen. Ihr Leben aufs Spiel setzen für andere. Aber auch in ihrer Jugend zu unüberlegt sind, um manches Mal die Gesamtheit der Gefahr zu erkennen.
Neben diesen zwei Gegensätzen liegen noch eine Menge anderer Charaktere. Viannes jüdische Freundin mit ihren beiden Kindern. Der Hauptmann der Wehrmacht. Rebellen und Freiheitskämpfer. Amerikanische Soldaten. Jeder von ihnen greifbar und real.




Normalerweise lese ich nicht gerne Bücher, welche reale Kriege zum Vorbild haben. Oft genug habe ich es erlebt, das es in Klischees und Kitsch abrutscht oder alles patriotisch behandelt oder, noch schlimmer, romantisiert, wird.
Kristin Hannah tut nichts dergleichen.
Sie erzählt eine Geschichte, wie sie sicherlich viel zu oft passiert ist. Eine Familie. Zwei Schwestern, die auf ihre Art und Weise kämpfen. Für ihr Leben und ihr Land und dabei beide unglaublich viel ertragen müssen.  Eine Geschichte, die mal weit fern der Geschichtsbücher ist. Und in dieser Hinsicht blieb mir eines der Abschlussworte des Buches in Erinnerung. 
Männer erzählen die Geschichten. Frauen sammeln die Scherben auf und versuchen einfach irgendwie weiter zu machen.

Sprachlich wie inhaltlich eine Meisterleistung. Ein Buch das fesselt. Fertigmacht und einfach so unglaublich tief trifft.
Sechs von Sechs Krümeltörtchen für ein Buch, das eingeschlagen hat wie eine Bombe. Nah, berührend und wahnsinnig stark.



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