Mein Herz und andere schwarze Löcher

Titel: Succubus Blues - Komm Ihr nicht zu nah
englischer Titel: My Heart and Other Black Holes
Reihe: Einzelband
Sprache: Deutsch
Autor: Jasmine Warga
Verlag: Fischer
ISBN: 978-3-7373-5141-6
Preis: 16,99 $ (D)
Seiten: 377
empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Erschienen: 23. April 2015
Ich küsse ihn. Wir küssen uns! Ich versuche, mich nicht zu fragen, ob das nun richtig oder falsch ist. Mein Herz hämmert, und ich hoffe, dass sein Herz genauso wild klopft. Ich weiß, dass die Menschen einander seit tausend Ewigkeiten küssen, aber jetzt, in diesem Augenblick, fühlt es sich an, als wäre das Küssen ein Geheimnis, das nur Roman und ich kennen.
Wenn dein Herz sich anfühlt wie ein gähnendes schwarzes Loch, das alles verschlingt, welchen Sinn macht es dann noch, jeden Morgen aufzustehen? Aysel will nicht mehr leben – sie wartet nur noch auf den richtigen Zeitpunkt, sich für immer zu verabschieden. Als sie im Internet Roman kennenlernt, scheint er der perfekte Komplize für ihr Vorhaben zu sein. Und während die beiden ihren gemeinsamen Tod planen, spürt Aysel, wie sehr sich auf die Treffen mit Roman freut, wie hell und leicht ihr Herz sein kann. Und plötzlich ist der Gedanke, das alles könnte ein Ende haben, vollkommen unerträglich . . . Aysel beginnt zu kämpfen. Um ihr Leben. Um sein Leben. Und um ihre gemeinsame Liebe.
Das Cover ist so ein richtig zweischneidiges Schwert in Sachen Motiv. Man sieht einerseits die vielen farbigen Punkte welche Leben in das Bild bringen. Dazu dann aber auch die dicke Schriftart des Titels, welche mit schwarz dem ganzen doch einen gewissen Dämpfer verpasst. Es wirkt passend und ich konnte mich nicht dagegen wehren, es in die Hand zu nehmen.

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 Das Englische dagegen wirkt gleich viel fröhlicher. Man erkennt das abstrakte Loch, auch wenn es je weiter unten nicht schwarz, sondern rot und gelb wird.
Gefallen tun mir persönlich beide Varianten sehr gut.  
Erster Satz - Musik hat kinetische Energie.

Aysel  weiß um die schwarze Qualle in ihrem Bauch, welche alle ihre guten Gefühle verschlingt noch, ehe sie ihr Herz erreichen konnte. Alles Glück, jede Freude, verwandelt sich in nichts und leere.
Reden darüber tut sie nicht. Sie weiß, wie alle sie ansehen. Ihr Vater ist Stadtgespräch und die ängstlichen Blicke der anderen entgehen ihr nicht.
Sie warten und beobachten. Aysel  Weiß auch das und kann es selber nicht mehr ertragen. Diese Ungewissheit, ob auch in ihr wohl dieses Monster schon den Kopf gehoben hat.
Sie muss handeln. 

"Du siehst so aus, als wolltest du sterben . . . "

Doch vor dem letzten Schritt zum Frieden scheut sich Aysel  noch. Die Angst das ihr Überlebensinstinkt in letzter Minute alles verdirbt und sie ihr Ziel nur halb erreicht ist groß. Deswegen ist es ein ziemliches Glück als sie im Internet die Selbstmordpartneranfrage von Frozenrobot liest.
Es dauert nicht lange und sie sind sich einig.
Wann.
Wo.
Wie.
Noch 26 Tage.
 Mit viel Fingerspitzengefühl und einer zarten Note führt die Autorin ihre Leser an das oft sehr umgangene Thema Depression und Selbstmord heran. Da wir die Geschichte direkt aus Aysel´s Perspektive lesen, kommt sie dem Leser dabei sehr nahe, sodass man das Auf und Ab einfach mitempfindet. Sich mitreißen lässt und sich genauso, wie sie verändert.
Das größte Lob hierbei geht an ihren Stil. Feinsinnig und realistisch führt sie durch die Gedankengänge einer depressiven Person, für die Selbstmord das letzte Mittel scheint Blicken und Getuschel zu entgehen.
Sie weiß, dass niemand sie wirklich versteht, denn keiner kennt diese Gefühle. Niemand, bis auf jemanden wie sie selbst.  
Jemanden wie Roman.

 Aysel als Charakter hat mir persönlich sehr imponiert. Sie ist nicht nur das kleine traurige Mädchen, oder ist aus unersichtlichen Gründen so, sondern alles hat Hand und Fuß und man bemerkt einfach, das die schwarze Glückfressende Qualle schon viele Jahre in ihr sein Unwesen getrieben hat. Dass vieles einfach nicht wahrgenommen wurde.
Dass sie keinen hatte, der wirklich etwas verstehen konnte.
Bis sie Roman traf und sich für sie langsam alles veränderte.
Roman ist genauso. Er quält sich mit seinem Gewissen herum und will all dem nur genauso entfliehen wie Aysel. Doch auch er findet seinen Trost in ihrem Treffen, wenn auch anderen als Aysel selbst. 

 Das Mädchen hier muss ich nicht beeindrucken. Ich will nicht mit ihr schlafen. Ich will mit ihr sterben.

Beide Charaktere wirken wunderbar ausgearbeitet. Ihre Geschichte ist berührend und greifbar und mehr als einmal fieberte ich einer Wendung entgegen, wurde überrascht, schockiert und zitterte zum Ende noch einmal heftig mit.
Die restlichen Charaktere, welche um die beiden herum platziert wurden, sind dafür eher eindimensional gehalten. Überraschenderweise stört es mich hier gar nicht wirklich. Denn die beiden und ihre Geschichte, ihre Gedanken, stehen auf einer Art im Mittelpunkt, dass ich die tiefe der anderen nicht vermisse.

 Das Thema rund um Selbstmord und Depression, welche leider viel zu oft Hand in Hand gehen, ist sensibel und verzeiht keine Fehler. Schnell wirkt etwas überladen, unreal oder abstrakt. Das wusste auch die Autorin und hat ein Jugendbuch geschaffen, welches mit viel Fingerspitzengefühl und Sanftmut an diese Themen heranführte, viel erklärte und gleichzeitig Mut machte.
Aysel und Romans Geschichte zog mich schnell in den Bann. Ich spürte Aysel Traurigkeit und nahm ihre Umgebung mit ihren Augen war. Sah mit ihr Gespenster, wo keine waren und Dunkelheit, wo Licht ist. Und ich traf zusammen mit ihr auf Roman und entdeckte, das die Sprache die wohl mächtigste Waffe eines jeden Menschen ist.
 Sich dieser Geschichte zu entziehen war mir kaum möglich. Die Vergangenheit der beiden und auch die scheu ihrer Umgebung, ergaben ein Bild, das wie ein Spiegel unsere Gesellschaft zeigte.
Auch war es eines der wenigen Bücher, in denen ich das Nachwort des Autors gelesen habe, und mir dabei die gleiche Gänsehaut überfiel, wie bei den Szenen im Buch.

 Ein Buch so berührend und mitreißend wie das Leben. Voller Verzweiflung. Hoffnung und Schmerz. Aber auch voller Liebe und Stärke, die nicht bei einem selber endet. 
6 von 6 absolut verdiente Krümeltörtchen ergaunert sich das Debüt von Jasmine Warga und ich hoffe sehnlichst, dass es nicht das letzte Buch von ihr sein wird.
Ein Absolutes Must-Have für jeden, der sich vom Auf und Ab des Lebens mitreißen lassen will.


2 Kommentare:

  1. Hallöchen!
    Schöne Rezi! Du hast mich in meinem Vorhaben bestärkt, das Buch zu kaufen :) <3
    Allerliebste Grüße, Ambria <3<3 :)

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    1. Nabend ^-^;

      da freu ich mich :) Und es ist auch wirklich toll und so sensibel dieses doch recht schwere Thema behandet. Bin gespannt wie du es finden wirst :)

      Tintengrüße von der Ruby

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