Titel: Mord im Schlachthof
Reihe: Nein - Einzelband
Sprache: Deutsch
Autor: Gudrun Gülden
Verlag: Klarant
Preis: 4,99 $ (D) ebook
Seiten: 379 (ebook -Seiten)
empfohlenes Alter: ab 17 Jahren ?
Erschienen: 16. Januar 2014
"Und was schließen sie daraus?"
"Das dieser Körper - der Meinung seines Scharfrichters nach - nicht zum Verzehr geeignet ist. Spaß beiseite."
Der Fund einer männlichen Leiche auf einem Berg von Tierkadavern führt
die Kommissarin Petra Lohenkamp in ein erschreckendes Milieu der
Fleischmafia. Parallel dazu arbeitet der zuständige Amtstierarzt,
Christian Liebermann, an einem hochbrisanten Dossier über illegale
Machenschaften der Massentierhaltung. Er gerät tiefer und tiefer in den
Sumpf der Fleischlobbyisten und entlarvt Entwicklungen, die bis in die
höchsten Ebenen von Politik und Wirtschaft reichen. Es beginnt ein Kampf
um Leben und Tod…
Die vorherrschende Farbe des Covers ist rot. und auch ohne herablaufende Blutflecken, steht die Assoziation zu Blut unweigerlich im Vordergrund. Das Messer und der weiße Metzgerkittel unterstreichen den Titel in meinen Augen sehr gut, ohne aber zu dramatisch zu wirken. Die Schriftart fügt sich nahtlos ins Gesamtbild.
Erster Satz -Es war Mitsommerwende.
Halb verborgen zwischen verwesenden Kuhkadavern wird die, nein das ist kein Tippfehler ;), blaue Leiche eines Mannes gefunden.
Hauptkommissarin Petra Lohenkamp steht vor einem Rätsel, dessen Lösung sie beginnt tief in die Abgründe der Fleischmafia hineinzuziehen.
Zur gleichen Zeit steht der Amtstierarzt Christian Liebermann kurz vor der Fertigstellung eines hoch explosiven Dossiers. Doch je näher er dem Ende kommt, desto mehr heben die Monster in seiner Umgebung die Köpfe. Denn diese Offenbarung, zieht größere Kreise als selbst Liebermann geahnt hatte ...
"Wann sind Sie denn fertig hier? Haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie viele Geschäfte mir durch die Lappen gehen? Außerdem müssen die Kühe in die Verarbeitung, die gammeln hier und haben schon Maden."Zusammen mit Petra geraten sie immer tiefer in einen Strudel aus Intrigen, Verschwörungen und dem wohl ältestem Menschlichem Charakterzug.
"Danke für die Details", erwiderte Petra und dachte an ihren Sauerbraten.
Gier.
Mit einem angenehm flüssigem Schreibstil, guter bildlicher Sprache, geschmeidigen Übergängen und hervorragender Recherche ist Mord im Schlachthof durchaus ein Buch, bei dem jede Seite ein kleiner Genuss für sich ist.
Die Kapitel sind relativ kurz gehalten und sind abwechselnd aus der Licht von Petra und Christian verfasst. Dadurch verfolgt der Leser von Beginn an zwei Handlungsstränge, die sich dennoch immer wieder berühren und so Verbindungen zwischen den Charakteren schaffen.
Mord im Schlachthof bietet gleich zwei Hauptcharaktere, welche einen solch unterschiedlichen Lebensweg beschreiten, das sie gleich mein Interesse geweckt hatten.
Da hätten wir Petra. Hauptkommisarin aus Leidenschaft und überzeugter "Fleischfresser". Sie ermittelt im Fall der "blauen Leiche" und sieht so das erste Mal, wie es in einem Schlachthof zugeht und welche Hintergrundgeschichte ihr Sonntagsschnitzel haben könnte.
Das krasse Gegenteil zu ihr ist Christian. Als überzeugter Tierarzt, kann er es kaum ertragen was sein Chef von ihm verlangt. Anders als Petra isst er kein Fleisch und steht der ganzen Massentierhaltung zwar nicht aggressiv, aber logisch gegenüber. Er ist sich bewusst das es derartige Haltungbedienungen immer geben wird, setzt sich aber dafür ein, dass sie nicht unter diesen verachtenden Bedingungen laufen.
Ein mit Blut beschmiertes Messer, weißer Kittel und das seltsame Gefühl das hinter dem eigenem Schnitzel vielleicht mehr liegt, als man glauben mag. So begrüßt und Mord im Schlachthof zwischen seinen Seiten. Dabei kredenzt uns Gudrun Gülden immer mehr Verdächtige, lockt auf die Falsche Spur und am Ende ist es dann doch ganz anders als man glauben mag.
Gekonnt verwebt sie die unschönen Details über Schlachthöfe und Fleischmafia, zu einem Teppich aus ekel, Empörung und Resignation. Dabei geht jedoch nie die Leiche und die Tätersuche unter. Vielmehr harmonieren beide "Aufträge" der zwei Protagonisten miteinander.
Besonders gut gefallen hat mir die Recherche zu diesem Buch. Man stolperte weder über Unstimmigkeiten im Tierärztlichem Bereich, noch schüttelte man den Kopf über die Vorgänge der Kripo. Alles wird flüssig und gut durchdacht geschrieben. Dabei lockte mich die Autorin mehr als einmal auf eine falsche Fährte. Als dann auch noch der Verräter in den eigenen Reihen auftauchte ...
Zum Schluss legt die Story dann nochmal sehr an Geschwindigkeit zu. Die Drahtzieher wollen die begangenen Fehler bereinigen, Petra erkennt wie hoch die Wellen schlagen und Christian fürchtet um das Leben seiner Tochter.
Trotz all der guten Aspekte gibt es Abzüge. Zum einen hätte ich mir gerne die ein oder andere "unbedeutende" Szene etwas kürzer gewünscht, zum anderem stolperte ich über eine Ungereimtheit im Text. Es wird erwähnt das es nur einen gelben Hummer H2 in ganz Nordrhein-Westfalen gibt. Ich kenne mich nun nicht wirklich mich Autos aus, aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit das so etwas möglich ist?
Auch trifft für mich das Buch die Thrillergenre nicht so vollkommen wie man es sich als Thrillerfan vielleicht wünscht. In meinen Augen ist es eher ein sehr, sehr guter Krim!
Massentierhaltung, Menschenhandel.
Fleisch ist Fleisch?
Die Verbindung scheint mir nicht einmal zu weit gegriffen wenn man mit der Nase darauf gestoßen wird. Die greifbaren Aspekte der Fleischmafia, verwoben mit einem Mord und der Ausnutzung junger Mädchen in einem Bordell. Was Anfangs nicht viel gemeinsam zu haben scheint, wird spätestens nach diesem Buch wohl für so manchen näher beieinander stehen. Die sicherlich enthaltene "Moralkeule" trifft hier meiner Meinung aber nicht die Fleischesser an sich, soll nur darauf Hinweisen, das weniger vielleicht manchmal mehr ist.
Dieses Buch verdient sich mit Charme und Ehrlichkeit 5 von 6 möglichen Krümeltörtchen und ist eine absolute Leseempfehlung für all jene die schon immer mal den "Werdegang" ihres Bratens nachvollziehen wollten.
Schlussendlich läst mich das Buch mit einem seltsamem Gefühl zurück. Sicherlich werde ich nicht ab Morgen Vegetarier werden, nein sicherlich nicht, aber es regt doch zum Nachdenken an. Die Bedingungen ind er Massentierhaltung sind oft entsetzlich. Das sich viele Großfamilie das teure Fleisch nicht Leisten können, ist nur zu verständlich und auch jene, die jeden Pfennig zweimal umdrehen müssen, greifen eher zum 2 Euro Gehacktes als zu Wiesenhof.
Mein persönlicher Fleischkonsum bewegt sich in einem eher dezentem Rahmen. Ich mag mal ein Gulasch, ein Rippchen oder eine Schreibe Wurst, fühle mich dann aber doch zwischen Nudeln, Auflauf und Gemüse am wohlsten. Dafür ist mein Fischkonsum wohl höher als bei anderen. ;)
Wie sieht es bei euch aus? Was ist eure Meinung zu Massentierhaltung? Egal, oder sollten wir alle Veganer werden?
Danke, liebe Ruby, für Deine tolle Rezension, über die ich mich sehr gefreut habe! Die Autorin....:-)
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