Mieses Kamra

Titel: Mieses Kamra
englischer Titel: Bad Karma
Reihe: Nein - Einzelband
Sprache: Deutsch
Autor: David Safier
Verlag: rowohlt
ISBN: 978-3-49924-455-1
Preis: 8,99$ (D) Taschenbuch
Seiten: 288
empfohlenes Alter: ab 15 Jahren
Erschienen: 2 Mai 2008

"Lass mich gehen oder ich furze dir ins Maul!"
"Und wenn ich davor zubeiße?"
"Ich furze schneller als der Wind!!"

Nichts hat sich Moderatorin Kim Lange mehr gewünscht als den deutschen Fernsehpreis. Nun hält sie ihn triumphierend in den Händen. Schade eigentlich, dass sie noch am selben Abend von den Trümmern einer russischen Raumstation erschlagen wird.
Im Jenseits erfährt Kim, dass sie in ihrem Leben sehr viel mieses Karma gesammelt hat. Die Rechnung folgt prompt. Kim findet sich in einem Erdloch wieder, mit sechs Beinen, Fühlern und einem wirklich dicken Po: Sie ist eine Ameise! Aber Kim hat wenig Lust, fortan Kuchenkrümel durch die Gegend zu schleppen. Außerdem kann sie nicht zulassen, dass ihr Mann sich mit einer Neuen tröstet. Was tun? Es gibt nur einen Ausweg: Gutes Karma muss her, damit es auf der Reinkarnationsleiter wieder aufwärts geht!

 Einen Schönheitswettbewerb würden sowohl das deutsche als auch das englische Cover nicht gewinnen, wobei ich das englische dennoch eine Spur interessanter finde. Bedenkt man jedoch, das die meisten Bücher des Autors diese Farbwahl aufweisen, ist es fast schon wieder passend. Ein direkter Blickfang ist es aber nun doch nicht. Zumindest ging es mir immer so, dass das Buch mich zwar interessiert hat, jedes andere aber zumeist einfach interessanter wirkte.

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Erster Satz - Der Tag an dem ich starb, hat nicht wirklich Spaß gemacht. Und das lag nicht nur an meinem Tod.
Kim ist erfolgreich, beliebt, durchtrieben, von sich ziemlich überzeugt und , naja, seit wenigen Sekunden tot. Und dann auch noch von einem Waschbecken einer Raumstation erschlagen. Ist wohl kein wunder, dass ihre Laune gewissermaßen im Keller ist.
Noch besser wird es allerdings, als sie bemerkt das sie nicht ganz tot ist. Stattdessen ist sie eine Ameise. Eine Ameise in einem wimmelnden Ameisenhaufen.
Verdammt wie konnte das nur passieren?
Sie war riesengroß, ihre Beine waren haariger, als die eines argentinischen Fußballprofis, und sie hatte eine "Mein Mitgefühl ist von geringer Ausprägung"- Ausstrahlung.
Wie gut das Buddha an ihrer Seite auftaucht und sie aufklärt. Kim war ein schlechter Mensch und hat in ihrem so viel mieses Karma gesammelt, das es eben nur noch für eine Ameise reichte. Aber hey, positiv denken. Sie hätte auch mit Stalin als Darmbakterium enden können. Ihre Aufgabe nun. Besseres Karma sammeln, um die Leiter wieder hoch zu klettern.
Doch leichter gesagt als getan, wenn man eine Ameise ist. Und sieht, das seine Ex-beste-Freundin gerade den Ehemann angräbt.  

 Der Autor hat einen lockeren und flüssigen Schreibstil, der perfekt geeignet ist, faule Stunden auf Balkon oder Strand rum zu kriegen. Gewürzt mit einem ganz eigenen Sinn für Humor, der mich oft genug zum Schmunzeln brachte. So wird man flott durch die Geschichte geführt, ohne durch großartige Längen waten zu müssen.
Interessant fand ich auch die "Moral" der Geschichte. Eben das sich, das gute und schlechte in einer Waagschale anhäuft und man dann am Lebensende die Rechnung präsentiert bekommt. Die Idee als Tier dann einen anderen Blick auf die Dinge zu bekommen, fand ich interessant. 


Zitrönchen lauerten dann in den Feinheiten. Sei es das übersüßte Ende, als auch die Tatsache das ich bis zum Schluss fand, das Kim es sich entwicklungtechnisch auch am Buchende meiner Meinung nach noch immer nicht verdient hatte im Nirwna zu landen. 

Da hätten wir Kim. Eine erfolgreiche Frau, die alles hinter sich schiebt, was nicht ihre Karriere betrifft. Sei es Ehemann und Kind, eigene Mutter oder andere Nebensächlichkeiten. Dabei ist sie ziemlich kreativ darin sich selber als Mittelpunkt der Welt zu gehen und flirtet ziemlich ungeniert mit ihrem Kollegen, mit dem es schließlich vor ihrem Tod noch eine Spur weiter geht.
Das sich ihr Charakter aber als Tier plötzlich ändert habe ich nicht erwartet, aber wie sie bitte so gutes Karma gesammelt hat. Wer weiß. Vielleicht ging sie Bunddha selbst ja gehörig auf den Geist. Ständig stellte sie sich in den Mittelpunkt, fand ausreden warum dies oder jenes schon Okay war und tat nichts ohne den Gedanken, dass es ja gutes Kamra einbrachte. Dabei versuchte sie auch ständig sich in das Leben ihrer Familie einzumischen. Egal was sie ihrem Mann da zerstörte. 
Denn hey, sie war Kim und einfach großartig!

Giacomo Girolamo Casanova war mir da schon lieber. Er war einfach ehrlicher. Ja genau, ich denke, das passt gut. Er war nicht so versessen wie Kim, machte aber auch seine Fehltritte. Aber vor allen schätzte er den Aufstieg auf der reinkarnationsleiter. Ein großer Unterschied. Und seine ganze niedliche und manches mal etwas verpeilte Art hob das Buch richtig an.


 Ich glaube, ich habe lange keinen Charakter so sehr nicht gemocht wie Kim. Sie war in meinen Augen einfach eine unmögliche Person, die nur sich selbst sieht und ihren Willen haben will. Und wenn sie den nicht bekommt, dann wird sie fies und gemein. Gutes in anderen sehen, Fehlanzeige. Stattdessen versucht sie alles um die neue Ehe ihres Mannes zu ruinieren. Das dies vielleicht nicht gerade toll für ihren Mann war, daran denkt sie gar nicht. Wie Buddha sie mit solch " ist mir ja immer noch nicht ganz klar. Weil selbstlos war sie im Grunde gar nicht. Nicht Mal an diesem übersüßten Ende, welches für meinen Geschmack ja eindeutig zu Happy Happy war.
Weniger ist manches Mal mehr.
Kim als Charakter reißt für mich also das Buch ziemlich runter. Ich sehe da keinerlei Entwicklung zum besseren. Ihr geht es immer nur um ihr eigenes egoistisches Ziel und nicht darum Meerschweinchen nach Hause zu bringen oder Ameisen zu retten. Immer nur um sich selber. 

Das Buch hat einen guten Kern, schwächelt jedoch sehr war die Protagonistin angeht. Mehr Entwicklung und Verständnis auf Kims Seite wären wirklich nicht das schlechteste gewesen.
3 von 6 Krümeltörtchen für dieses Werk und damit im gesunden Mittelfeld.



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