Titel: Emilia Galotti
Autor: Gotthold Ephraim Lessing
Seiten: 139
Autor: Gotthold Ephraim Lessing
Seiten: 139
Theatergenre: bürgerliches Trauerspiel
Klassiker sollten nicht vergessen werden, auch wenn sie sicherlich manchmal ein wenig schwer zu verdauen sind. Besonders wenn man sie zwischen Schüler und Lehrer geradezu todinterpretiert. Und doch können sie, so ganz ohne Zwang und Drang, zu einer genauso schönen Lektüre werden wie jeder aktuelle Roman.
Bei meiner ersten Schatzsuche grub ich ein Buch aus, das bestimmt so manchem gerade durch seine Schulzeit entweder positiv oder aber sehr negativ im Gedächtnis geblieben ist. Die Rede ist von Lessings bürgerlichem Trauerspiel Emilia Galotti.
Bei meiner ersten Schatzsuche grub ich ein Buch aus, das bestimmt so manchem gerade durch seine Schulzeit entweder positiv oder aber sehr negativ im Gedächtnis geblieben ist. Die Rede ist von Lessings bürgerlichem Trauerspiel Emilia Galotti.
Um was geht es?
Prinz Hettore Gonzaga, welcher völlig überfordert von seinem Amt ist, ist seit seinem Erstren treffen mit dem Mädchen Emillia Galotti gerade besessen davon sie zu seiner zu machen. Um nun ihre anstehende Hochzeit zu vereiteln, befielt er seinem Kammerdiener Marinelli sich etwas einfallen zu lassen. So wird auf dessen Anweisung die Kutsche mit dem Paar und der Brautmutter überfallen. Der Verlobte wird erschossen, während Emilia und deren Mutter in das Schloss des Prinzen gebracht wird. Vermeintliche Sicherheit, welche Emilias Mutter jedoch bald als Intrige erkennt. Emilia selbst steht dem ganzen völlig verwirrt gegenüber.
Unglücklicherweise suchte die verschmähte Mätresse des Prinzen gerade diese Zeit aus, um zu versuchen ihn zurück zu gewinnen. Als dieser sie abweist, sinnt sie auf Rache und will Emilia´s Vater - der ist inzwischen ebenfalls auf dem Schloss eingetroffen - dazu überreden den Prinzen umzubringen, als Rache für den Tod von Emilias Verlobten. Für diese Tat reicht die Mätresse ihm einen Dolch. Ihr Vater aber entschied vor der Tat mit seiner Tochter zu reden, um zu erfahren, ob sie selbst unschuldig daran ist. In diesem Gespräch erkennt Emilia die Situation und fürchtet sich davor ihre Ehre zu verlieren. Sie fleht ihren Vater an sie zu töten. Dieser weigert sich erst, doch als sie selber versucht sich das Leben zu nehmen/ und ihn noch etwas provoziert erkennt er ihre Verzweiflung und tötet sie mit dem Dolch. Ob sie das dabei jedoch wirklich will und nicht vielleicht ein kleines Down hat bleibt offen in der Interpretation.
Es geht also um Liebe, Intrige und die Ehre. Dabei muss man einen kurzen Blick auf die Zeit werfen um die Details auch wirklich zu verstehen.
Das Buch spielt nämlich in der Zeit der empfindsame Hochaufklärung, was dramatischer klingt als es ist. Es heißt lediglich das die Menschen nach knapp 50 Jahren endlich einmal begriffen haben, das "Vernunft und Tugend!!" bis zum Erbrechen irgendwie nicht so glücklich macht. Also schmeißen sie einfach mal ein wenig Lebensfreude mit in den Topf und geben dem ganzen einen neuen Namen. Tadaaa! Die empfindsame Hochaufklärung ward geboren. Und Lessing war zu der Zeug ein richtiger Star. Wie eine Mischung aus Justin Timberlake oder Jonny Depp und Merkel. Hatte also so richtig was zu sagen und zeigte erst mal, nach all dem Mist den Gottsched da produziert hatte, wie es richtig geht.
Ich habe Blut, mein Vater, so jugendliches, so warmes Blut als eine. Auch meine Sinne sind Sinne. Ich stehe für nichts. Ich bin für nichts gut. Ich kenne das Haus der Grimaldi. Es ist das Haus der Freude. Eine Stunde da, unter den Augen meiner Mutter – und es erhob sich so mancher Tumult in meiner Seele, den die strengsten Übungen der Religion kaum in Wochen besänftigen konnten!
Und nachdem er erst mal das Theater ein wenig umgekrempelt hatte, schreibt er also dieses Stück und hätte es zu der Zeit schon Stalker und Bestsellerlisten gegeben, wäre Lessing wohl nicht dazu gekommen mehr zu schreiben. Das Stück war ziemlich angesagt. So ungefähr wie als die "Titanic" über den Bildschirm schipperte. Genug für den Vergleich sterben tun auf jeden Fall . . .
Aber gehen wir mal zurück zu Emilia und dem ganzen Netz um sie herum. Ihr merkt schon, das Mädchen hat sich heillos in den Intrigen verstrickt. Ihr Verlobter Tod, der Prinz nur hinter ihrem Rock her, der Vater nicht ganz sicher ob sie mit drin hängt, die Mätresse will einfach nur Rache, Marinelli rutscht vom Machtverhältnis über den Prinzen und zieht die Fäden. Und wäre der Prinz nicht so blöd gewesen Emilia zu stalken, wäre er vermutlich damit sogar durchgekommen. Tja, plötzlich sieht Emilia nur noch die Chance zur Flucht in ihrem eigenem Tod. Nicht weil sie vielleicht nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte ist, sondern einfach weil sie innerlich mit diesem Konflikt von "Vernunft und Tugend!!" und "Leidenschaft" nicht zurechtkommt (Und ihr Dad ist auch nicht gerade eine Hilfe). Das sieht man gut an dem Zitat das ich euch rausgesucht habe.
Das ganze hier soll natürlich keine Interpretationshilfe sein, sondern eher ein kleiner Schups das auch ein, zur Schullektüre verdammter Klassiker, gar nicht so schlecht ist. Ich habe schon Romane gelesen die weniger Handlung hatten. Das Einzige was ich euch Rate ist, euch nicht am Text aufzuhängen und so in den Freitod zu laufen. Lest es einfach. Nur Mut zum stolpern.
Wie sieht es denn bei euch aus? Habt ihr Emilia Galotti schon gelesen? In der Schule vielleicht? Und wenn ja wie hat es euch (damals) gefallen?
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