Schau mir in die Augen, Audrey

Titel: Schau mir in die Augen, Audrey
englischer Titel: Finding Audrey
Reihe: Nein - Einzelband
Sprache: Deutsch
Autor: Sophie Kinsella
Verlag: cbj und cbj audio
Genre: Jugendbuch 
ISBN: 978-3-570-17148-6
Preis: 14,99 $ (D) Klappenbroschur
Seiten: 384
empfohlenes Alter: ab 12 Jahren
Erschienen: 20. Juli 2015
 
Fühlst du dich wie eine Versagerin? Ja, ständig. 
Hast du dir schon mal gewünscht, du würdest nicht existieren? Ja, ständig.
Audrey ist Mitglied einer ziemlich durchgeknallten Familie: Ihr Bruder ist ein Computernerd, ihre Mutter eine hysterische Gesundheitsfanatikerin und ihr Vater ein charmanter, ein bisschen schluffiger Teddybär. Doch damit nicht genug – Audrey schleppt noch ein weiteres Päckchen mit sich herum: Nämlich ihre Sonnenbrille, hinter der sie sich wegen einer Angststörung versteckt. Bloß niemandem in die Augen schauen! Als sie eines Tages auf Anraten ihrer Therapeutin beginnt, einen Dokumentarfilm über ihre verrückte Familie zu drehen, gerät ihr immer häufiger der gar nicht so unansehnliche Freund ihres großen Bruders vor die Linse – Linus. Und langsam bahnt sich etwas an, was viel mehr ist, als der Beginn einer wunderbaren Freundschaft ...
Das Cover ist hell, viel rosa und macht ein wenig einen auf "Heile Welt". Das für Audrey - welche man auf dem Cover sieht - diese alles andere als Heil ist, verrät wohl höchstens der Klappentext. Dennoch fällt einem gleich zu Beginn die große Sonnenbrille auf. Sie wirkt seltsam passend und unpassend zugleich. Vielleicht weil sie das Einzige wirklich düstere im Bild ist? Doch für Audrey ist diese Sonnenbrille wie ein Schutz. Ein Schtz vor allem da draußen. 

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 Das englische Cover macht im Gegenzug ja wirklich schon fast depressiv. Die Figur und das halbe-verschwinden wirken sehr drückend. Natürlich passt es dann doch schon zum Grundthema des Buches, aber so ganz für sich einnehmen kann es mich dann trotzdem nicht.
 Erster Satz - Oh Gott.

 Audrey kann das Haus nicht verlassen. Tut sie es doch, hebt ihr dummes Reptiliengehirn den Kopf und bricht in Panik auf.
Weglaufen. Verstecken.
Sie weiß, dass es so nicht sein sollte, und kann sich doch nicht dagegen wehren. Und alles nur, weil es DIESE Mädchen in ihrer Schule gab. Diese Mädchen, die einen regen Wettbewerb aus Mobbing und Quälerei gemacht hatten.
Und Audrey bezahlt den Preis.

Das ist Lektion Nummer eins, die man im St. John´s lernt: Dein Gehirn ist ein Idiot.

Nun versucht sie, durch Therapie und ihre Familie irgendwie wieder auf die Füße zu kommen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Denn wenn man vor allen Menschen - außer einem sehr überschaubaren Kreis - Angst hat, merkt man erst einmal, wie viele Menschen es wirklich gibt.
Dann tritt Linus in ihr Leben und Audrey fällt langsam wieder auf die Füße.
Audrey hat es nicht leicht und genau so kommt sie auch im Buch rüber. Sie erzählt aus der Ich-Perspektive, wie sie täglich gegen die Angst kämpft, Hochs und Tiefs hat und sich manchmal so kraftlos fühlt, dass sie gar nicht aufstehen kann. Dabei wird immer wieder angedeutet, dass etwas passiert ist. In der Schule. Aber es wird nie ausgeleuchtet. Das Thema Mobbing hängt unausgesprochen in der Luft und gibt dem ganzen eine ganz eigene Atmosphäre. Eben weil man nix Genaues weiß. Aber dieses Buch zeigt, das man es eben auch nicht immer genau wissen muss, um mitzufühlen.

Hörbuch

Zu diesem Buch habe ich mir - nach dem Lesen - das Hörbuch angehört und war, obwohl ich es kannte, einfach drin. Drin und litt wieder mit Audrey mit. Das geht zum einen natürlich auf die Kappe der Autorin, zur anderen auf die der tollen Sprecherin Maria Koschny. Sie gibt Audrey und ihrer Familie ihre Stimme. Schafft damit eine tolle Stimmung und weghören sie nahezu unmöglich. Es kommt sehr gut rüber wie fertig das Mädchen manchmal sie, aber auch wie flattrig sie sich beginnt bei Linus zu fühlen.

Die Lesung ist übrigens die gekürzte Fassung. Dauer 4Std. 12 min. 


Audrey ist ein Hauptcharakter, denn ich verstehen kann. Ich denke Mobbing ist für keinen mehr etwas, das er erst einmal googlen muss. Es ist real und bestimmt kennen einige die fiesen Kommentare, die Blicke und was sich eben freundliche Klassenkameraden noch ausdenken, um einen den Schulalltag so angenehm wie möglich zu machen.
Und manchmal übertreiben sie es.
Mit oder ohne dem Wissen was sie anrichten können, nimmt für mich keine Schuld aus dieser Tat. Und genau durch solche Aktionen ist Audrey nun genau diese Person, die sich uns zu beginn des Buches vorstellt.
Sie ist eher unscheinbar und ängstlich, denkt viel zu viel über Reaktionen und Blicke nach und findet selten Ruhe in sich. Ihr Zimmer ist ihr Rückzugsort. Ihre Familie ihr Schutzschild. All das passt für mich sehr gut zu ihrer Vergangenheit und zu all dem, was sie erlebt hat.
Aber auch ihre Familie ist etwas anders. Ihr Bruder Frank ist cool und hält ihr den Rücken frei, ihre Eltern sind etwas verrückt. Die Mutter fixiert sich darauf, dass Frank zu viel am PC sitzt und der Vater steckt eher in der Arbeit als im Familienleben. Verrückte und liebenswerte Chaoten. Das beschreibt es jedenfalls am besten. Allerdings sitzt so hinter Audreys Story, noch eine andere. Die ihrer Familie. Und das fand ich super denn es gab dem Buch die Chance Tiefe aufzubauen.

Da ich selber weiß, wie es ist, eine ganze Klasse gegen einen zu haben, einfach, weil man zum Beispiel in der Pause lesen will, anstatt über irgendwelche Stars und Sternchen zu reden - die ich mir eh nie merken kann-, oder Musik oder gar zu rauchen. Was anders ist, oder einfach nur ruhiger, wird gerne mal attackiert. Und zu oft wird übertrieben und Lehrer wie Mitschüler schauen weg. Welche Folgen das im Ernstfall haben kann, zeigt dieses Buch. Es öffnet die Augen und gibt gleichzeitig Mut. Es zeigt verschiedene Seiten, auch einmal jene Seite der Eltern des Tätermädchen. Und das es sicherlich auch so sein kann, ist für mich sicher. 
Um es also kurz zu machen. "Schau mir in die Augen, Audrey" ist ein nachdenkliches, mutiges, liebevolles, witziges und unglaublich starkes Buch. Eines zum Lächeln und Kraft tanken gleichermaßen. Eines jener Bücher, das vielleicht eben einmal nicht wegen der schwierigen Problematik weg gelegen, sondern gelesen werden sollte. Denn das man etwas über die Zeilen hinaus mitnimmt, ist fast schon unausweichlich. 

Noch immer halt dieses Buch irgendwie in mir nach. Es lässt einen Nachdenken. Zurückblicken. Und ja, auch Lächeln.
6 von 6 Krümeltörtchen für diese Geschichte über Stärke, Furcht, Mut und Liebe.


6 Kommentare:

  1. Eine tolle Rezension, die Lust auf ein Buch macht, das höchstwahrscheinlich berühren wird! Danke dafür, liebe Ruby!

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    1. Huhu ^^,

      na fals cih dich mal zu verlocken kann es zu lesen bin ich sehr auf deine Meinung gespannt :)

      Tintengrüße von der Ruby

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  2. Hey Ruby,
    schöne Rezi :-)
    Zu erst dachte ich, das Buch sei nichts für mich, nun habe ich aber schon so viele positive Meinungen gelesen, dass ich es nun auch gerne lesen würde.
    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Hallo Tanja,

      bei dem Buch zeigt sich wirklcih das man sich nicht vom Cover abschrecken lassen sollte. Denn es sieht schon sehr nach einem richtigen Mädelsbuch aus. Rosa und alles ^^. Aber da drin steckt so viel :D Also um es kurz zu machen. LESEN! ;)

      Tintengrüße von der Ruby

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  3. Huhu.

    Das Buch steht gaaanz weit oben auf meiner WuLi und dank deiner wirklich tollen Rezension wandert es noch höher ^^ Ich glaub ich muss mir das demnächst anschaffen xD

    LG Diana

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    1. Du Musst, Mussst, Mussssst! Das Lesen XD

      Tintengrüße von der Ruby

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