Der erste letzte Tag

 

Titel:  Der erste letzte Tag
Reihe: Nein - Einzelband
Sprache: Deutsch
Autor: Sebastian Fitzek
Genre: Roman
Verlag: Droemer
ISBN: 978-3-426-28386-8
Preis: 16,00 $ (D) Broschur
Seiten: 272
empfohlenes Alter: ab 15 Jahren
Erschienen: 28. April 2011
 
Ich kannte diese Sorte Frauen. Sie saßen in meinenVHS -Kursen mit einem Bio-Latte in beiden Händen (fairg ehandelten selbstverständlich: Zwei Cent der überteuerten Brühe spenden wir zur Erhaltung des Regenwalds, den wir für die Millionen an Pappbechern abgeholzt haben, die du nach zehn Schlucken wieder wegwirfst ), wollten mit mir über irgendeinen Text reden, den sie über Nacht unter dem Einfluss von einer Flasche Rotwein in die Tastatur gerotzt hatten, und schmissen spätestens in der dritten Woche das Handtuch, weil sie jede Kritik an ihren Aufsätzen als einen Eingriff in ihre künstlerische Hoheitssphäre betrachteten.



WAS GESCHIEHT, WENN ZWEI MENSCHEN EINEN TAG VERBRINGEN, ALS WÄRE ES IHR LETZTER?
 

Livius Reimer macht sich auf den Weg von München nach Berlin, um seine Ehe zu retten. Als sein Flug gestrichen wird, muss er sich den einzig noch verfügbaren Mietwagen mit einer jungen Frau teilen, um die er sonst einen großen Bogen gemacht hätte. Zu schräg, zu laut, zu ungewöhnlich - mit ihrer unkonventionellen Sicht auf die Welt überfordert Lea von Armin Livius von der ersten Sekunde an. Bereits kurz nach der Abfahrt lässt Livius sich auf ein ungewöhnliches Gedankenexperiment von Lea ein - und weiß nicht, dass damit nicht nur ihr Roadtrip einen völlig neuen Verlauf nimmt, sondern sein ganzes Leben!



   Das Cover ist nun nicht unbedingt etwas Besonderes und doch passt es seltsam gut zu diesem Buch. Vielleicht gerade, weil nichts ablenkt? Wer weiß. Aber ein wenig Schmunzeln musste ich doch, als ich die Aufschrift "Kein Thriller" lesen musste.

 
   
 
  Erster Satz - Nehmen wir einmal an, die Welt wird nicht gerade von einer Pandemie gebeutelt, und Sie sitzen in einem Flugzeug, zehn Reihen hinter der Tragfläche, obwohl Sie extra um einen Platz ganz vorne gebeten haben (weil dort die Luft besser ist und es weniger wackelt).
 
 Livius will eigentlich nur nach Berlin, um seine Ehe zu retten. Nur leider kommt ihm ein fieser Schneesturm dazwischen. Dann muss er nicht nur feststellen das er seinen Führerschein vergessen hatte, sondern ihm auch das letzte Mietauto vor der Nase weggeschnappt wurde. Toll! Ganz Toll! Zu seinem Glück erbarmt sich Lena seiner. Sie ist die junge Frau, die den letzten Mietwagen ergaunert hat. Gemeinsam machen sie sich auf nach Berlin und Livius ahnt noch nicht, dass diese Reise verrückt, nachdenklich und lebensverändernd sein wird. 
 
 

 Ich liebe Fitzeks Thriller. Blutig, gemein und immer wieder überraschend. Als ich dann sah, dass sich mein Thrillerkönig an einen Roman gewagt hat, wusste ich, dass muss ich lesen. Also bin ich erstmal ganz ohne Erwartungen rangegangen und kam dann die nächsten Stunden nicht mehr aus dem lachen raus. Zwischendurch wurde es philosophisch und nachdenklich, aber immer mit einer Prise Humor. Selbst als das Drama aufkam und ich merkte das es mir ziemlich nahe ging, wob der Autor Witz und Neckerei mit ein und ließ es seltsam leicht werden. Das Ende war dabei schön und traurig zugleich. Das Spiel mit Vorurteilen und "Ersten Eindrücken" geradezu grandios. Er hält uns einmal den Spiegel vor und zeigt, wie schnell wir uns doch eine Meinung bilden, ohne das wir jemanden kennen. Ohne seine Geschichte auch nur zu erahnen. Genau das versteckt sich in diesem Buch. 
 
 

 Ihr werdet Livius und Lea einfach lieben. Die beiden sind so grundverschieden, das sie immer wieder aneinander ecken. Aber das tolle hier ist, das sie sich zuhören. Sie denken über die Argumente des anderen nach und sind bereit darauf einzugehen. Dabei bleiben sie sich aber auch selbst treu.
Da wäre Livius. Er ihr Lehrer, versucht sich seinen Schülern durch ein "cooles" Auftreten anzunähern. Versucht es allen recht zu machen und merkt erst nach und nach, dass er einige seiner Träume dafür vielleicht zu lange auf die weite Bank geschoben hatte. Aber als Erwachsener war das nicht mehr so einfach. Man hatte immerhin Verpflichtungen! Aber stimmt das wirklich?
Dann Lea. Lebenslustig, frech und manchmal ziemlich philosophisch heckt sie einen Blödsinn nach dem anderen aus. Ihre fröhliche und verrückte Art macht es leicht sie zu mögen. Selbst, wenn ihre Ansätze manchmal etwas sehr radikal sind. Aber sie lebt den Moment und gibt Livius damit eine ganz neue Sicht der Dinge. 
 
 

 Dieses Buch ist ein richtiges Wechselbad. Livius und seine Gedanken sind großartig. Leas Aktionen immer genial , witzig und seltsam tiefgründig. Auch, wenn sie dafür gerne mal einige Gesetze übertritt. Doch in der Kombination sind sie einfach unschlagbar. Das Buch hat alles. In Humor verpackte Nachdenklichkeit, ein durchaus ernstes Thema, welches erst zum Ende hin für uns greifbar wird und noch viel mehr. Das Ende geht mir noch immer im Kopf herum. Selten schwanke ich zwischen Traurigkeit und Freude so sehr hin und her. Doch gerade die letzten Sätze sind einfach wahnsinnig stark. Leider kann ich nicht mehr dazu sagen, ohne zu Spoilern. Lest es einfach selbst. ♥
 
 

 Ein Buch voller Höhen und Tiefen. Allerdings nur im besten Sinn!
6 von 6 Krümeltörtchen für ein Buch, das noch sehr lange im Kopf bleiben wird.

 

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